Salam – Ramadan Mubarak,
Friede und gesegneter Ramadan
SEDAGHAT im Ramadan
Ansprache von Farhad AFSHAR KIOS bei einem IFTAR der BMK am 6.7.2014
Ramadan ist der Monat der Sedaghat – der Aufrichtigkeit. Die Gebote des Ramadan unterscheiden sich von allen anderen Geboten dadurch, dass sie auf Freiwilligkeit und moralischer Einsicht beruhen. Niemand ist gezwungen zu Fasten, keine Aufsicht steht hinter den Gläubigen und kontrolliert ob sie nicht im Geheimen rauchen, trinken oder essen. Jeder und jede versucht, so gut es geht, den eigenen Ansprüchen zu genügen. Der Ramadan ist eine Zeit der Besinnlichkeit und der Selbstdisziplin, eine Zeit der Auseinandersetzung mit den eigenen Begehrlichkeiten.
Die Selbstbeschränkung ist aber nur ein Bereich des Friedensmonats, die andere Dimension des Ramadans ist die Anteilnahme am Leben der Familie, der Freunde, der Nachbaren und der Gemeinde.
Das bedeutet der Ramadan ist der Monat der Spiritualität, er ist die Zeit der Empathie: Die Muslime fasten freiwilligum sich in die Situation von Menschen zu versetzten, die gezwungen sind zu hungern. Es ist die Zeit deraktiven Anteilnahme, der Zuwendung, der Bemühung die Bürde unglücklicher Mitmenschen zu lindern.
Ramadan ist auch die Zeit des Friedens. Die Ethik des Ramadans beruht auf Sedaghat – der Aufrichtigkeit. Um der Sedagat, dieser Aufrichtigkeit zu entsprechen, darf ich nun meine folgenden Worte selbstkritisch an uns selbst, an die Muslime, richten.
Es genügt moralisch nicht, wenn wir im Ramadan nur die Fastenregeln einhalten, unsere Gebete verrichten und karitativ tätig sind und dabei das Hauptgebot des Islams übersehen – die Verpflichtung zum Frieden. Wenn wir uns bemühen, angesichts des Ramadans, dem Anspruch der Aufrichtigkeit zu genügen, der erstrebten Sedaghat zu entsprechen, dann müssen wir uns eingestehen, dass unsere schweizerischen Freunde, wie auch unsere Kritiker, Recht haben, wenn sie uns fragen:
Was ist mit den schrecklichen Ausschreitungen, den Exzessen und dem Terror in islamischen Ländern?
Vielleicht genügt es als Antwort an die Medien, und es ist auch politisch korrekt zu sagen, wir Muslime leben in der Schweiz und nicht im Ausland. Diese Aussage genügt aber nicht unserem eigenem Anspruch an Sedaghat, es entspricht nicht der Aufrichtigkeit uns selbst gegenüber.
Wir wissen, die zentrale Sehnsucht der Muslime im Ramadan ist der Frieden, dafür beten wir jeden Tag. Jedoch ist es ungenügend nur zu fasten, zu beten und zu spenden, ohne uns auch zu vergegenwärtigen und uns einzugestehen- dass Menschen im Namen des Islams grauenhafte Verbrechen begehen – im Namen unserer Religion der Barmherzigkeit – Kriege, Zerstörungen und Vertreibungen organisieren. Wir alle wissen, in unserer Religion Islam, gibt es keine Legitimität um Aggressionskriege durch politische Argumente zu rechtfertigen. Noch strikter gesagt:
Der Islam verbietet Aggressionskriege.
Wie können wir das Brot mit unseren Nachbaren und Freunden teilen, ohne gleichzeitig uns Bewusst zu sein, dass zurzeit viele Menschen durch die grauenhafte Aggression islamischer Söldner ihre Liebsten, ihre Familien und Ihre Heimat verlieren und hunderttausende Flüchtlinge, Muslime, Christen und Minderheiten in Nachbarländern Schutz suchen?
Vielleicht können wir nichts an der politischen Interessenlage ändern, aber als Gläubige können wir klar und unmissverständlicher klären:
1. „Wer den Frieden bekämpft und das Leben der Menschen vernichtet, ist kein Muslim.
2. Wer Elend und Leid über die Menschen bringt und ihre Würde zerstört, der verliert im Namen des Islamsdas Recht, Mitglied unserer Glaubensgemeinschaft zu sein“.
Wir Muslime verwahren uns dagegen, dass in unserem Namen, im Namen unserer Religion der Barmherzigkeit, Unmenschlichkeit und Gewalt herrschen. Keine Regierung, keine Armee, keine Sicherheitskräfte, keine Miliz, keine Gruppe, kein geistlicher und kein weltlicher Richter und kein gläubiger Muslim hat das Recht im Namen des Islams, die Gewalt der Waffen an die Stelle der Macht des Rechts zu setzen, um Unrecht auszuüben und die Menschen zu entwürdigen.
Wir Muslime erklären entschieden und für jedermann klar und verständlich, wir akzeptieren keine Aggression und Destruktion in unserem Namen, weder mit der Rechtfertigung durch Fortschritt, noch mit der Rechtfertigung durch Demokratie, noch mit der Rechtfertigung durch Menschenrechte und schon gar nicht mit der Rechtfertigung durch Freiheit.
Nichts ist so verwerflich, wie Unterdrückung im Namen der Freiheit und Entwürdigung im Namen der Würde.
Denn der Koran gebietet für uns Muslime in absolut verbindlicher Satzung:
„Wer einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit getötet. Und wer einenMenschen rettet, für den soll es sein, als habe er die ganze Welt gerettet.“ (Koran 5:32)
Der Koran sagt ausdrücklich nicht, wer einen Muslim tötet, nein, ganz im Gegenteil, klar und verständlich, wer einen Menschen tötet. Das ist ein universelles Gesetz der Menschlichkeit und schützt alle Menschen der Welt. Es ist ein Gebot der existentiellen Solidarität und weltweiten Empathie.
Die nachfolgenden Worte darf ich nun wieder an alle richten, die mit uns Ramadan feiern. Der gesegnete Monat Ramadan gehört nicht nur uns Muslimen. Der Monat der Spiritualität ist ein Geschenk an die Menschheit.
Es ist die Zeit der Besinnung, um in Frieden mit sich selbst, mit der Familie, den Freunden, den Nachbaren, den Muslimen, unseren Schwesterreligionen Judentum und Christentum und den Andersgläubigen, sowie mit allen Menschen, die den Frieden ehren – sich verbunden zu fühlen – und Gott für das herrlichste Geschenk des Lebens- den Frieden – zu danken, denn nur im Zustand des Friedens erfahren wir die innere Sicherheit, das Leben und die Welt als Einheit zu erleben.
Der Friede sei mit Euch und die Gnade Gottes und Sein Segen.
As-salâmu aleikum wa rahmatullâh(i) wa barakâtuh(u).
Farhad Afshar,
KIOS – Koordination Islamischer Organisationen Schweiz
-Interlakenstrasse79, 3705 Faulensee
Tel. 041 33 6542842, 078 830 82 80
KIOS@bluewin.ch
Grussbotschaft zum Ramadan, anlässlich des gemeinsamen Eftars der BMK –
Basler Muslimkommission, mit dem IRF – Interreligiöses Forum Basel
Klybeckstrasse 1b, 4057 Basel
Basel, den 06.07.2014