Eine Assoziationskette – fatal & ununterbrochen
Da die Beschäftigung mit dem Islam und dessen Werten vielerorts zunehmend auf undifferenzierte Weise geschieht, sehe ich mich als „Neu-Schweizer“ und Muslim veranlasst, folgende Erklärungen meinen nichtmuslimischen Mitbürgern zur Kenntnis zu bringen und eindringlich ans Herz zu legen. Ich bringe damit nicht nur meine Loyalität und Verantwortung für eine lebenswerte und sichere Schweiz zum Ausdruck, sondern auch meine Besorgnis gegenüber solchen Entwicklungen und Bewegungen, welche den Muslimen unbewusst, aber auch sehr bewusst, grundsätzlich jegliche gesellschaftspolitisch positive Beteiligung am Aufbau einer friedlichen, stabilen und prosperierenden Schweizer Eidgenossenschaft absprechen – und damit solcher Entwicklung tatsächlich den Weg verbauen.
Zuerst sei einmal festgehalten, dass ohne ein gemeinsames, gleiches Verständnis der im Dialog verwendeten Begriffe, weder eine verlässliche Kommunikation, noch eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Gesellschaften oder zwischen gesellschaftlich relevanten Gruppen möglich ist.
Daher ist nun mein Anliegen, einige solche, von Muslimen und Nicht-Muslimen widersprüchlich aufgefasste, den gesellschaftlichen Konsens schwer belastende Begriffe aus Sicht eines Muslims darzustellen.
ISLAMISMUS
Das erste wesentliche Problem mit diesem Begriff welches der Aufdeckung bedarf, ist, dass er, ohne auf einer allgemein gültigen, eindeutigen lexikalischen Definition zu fußen, im Grunde mit dem ISLAM an sich gleichgesetzt ist.
Was, um Gottes willen, soll gemäß normaler Auffassung ein ISLAMIST sein, denn ein Mensch, dessen Religion der ISLAM IST! Und ISLAMISMUS ist jenes Denken, Sprechen und Tun, welches sich aus der Befolgung der islamischen Lehre ergibt.
So wie ein Kapitalist einer ist, welcher das Kapital in das Zentrum seiner Ideologie, seiner Wertschätzung stellt und sein dadurch bestimmtes Denken, Reden und Tun als Kapitalismus bezeichnet wird.
FUNDAMENTALISMUS
Das zweite, ohne Zweifel noch größere Problem liegt darin, dass der Begriff Islamismus in seiner Bedeutung ohne „wenn und aber“ mit Fundamentalismus1 und dieses Wort in seiner Bedeutung mit „Terrorist und Staatsfeind“ gleichgesetzt wird.
Nicht nur westliche Islamwissenschaftler (z.B. Bernard Lewis) bezeichnen den Begriff des Fundamentalismus bezogen auf den Islam als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum bezogen angewendet wurde, wo damit zumeist protestantische Strömungen bezeichnet wurden, die den göttlichen Ursprung der Bibel und ihre Unfehlbarkeit verfechten. (Quelle: Wikipedia)
Nun muss aber klar verstanden werden, dass es im Islam, in der islamischen Gemeinschaft grundsätzlich niemanden gibt, der am göttlichen Ursprung des Qur’ans und seiner Unfehlbarkeit zweifelt und von daher jeder Muslim, also jeder Anhänger des Islam dem Wortsinne nach ein Fundamentalist ist; es – wenn so verbreitet und verstanden – also zur ursprünglichen IDENTITÄT des Muslims gehört, sich wortwörtlich als FUNDAMENTALIST zu sehen oder ein solcher werden zu wollen.
Denn der Begriff „Fundamentalist“ (usuli) wird ja auch schon seit Jahrhunderten in der islamischen Welt verwendet. Das Wort bezeichnet traditionell und im eigenen Verständnis allerdings die Gelehrten der ilm al usul Wissenschaft, die sich mit dem Studium der ursprünglichen Quellen, den Fundamenten islamischen Rechts befassen.
Ist also grundsätzlich jeder Muslim aus seinem eigenen Selbstverständnis gern ein Fundamentalist, so kann er doch mit dem hiesigen Verständnis dieses Begriffes herzlich wenig anfangen und nicht nur das. Sein Denken, sein Streben, welches ihm als selbstverständlich und lobenswert erscheint, lässt ihn sich ganz offen und aber auch sehr subtil als Mörder, Gewaltverbrecher, Staatsfeind, Anarchist und Bombenleger in den Augen der Gesellschaft widerspiegeln und sich in diesen als solchen selbst erkennen.
Muss man wirklich Psychologe, Soziologe, Politologe sein, um zu begreifen, dass eine, in solcher Form gesellschaftlich und individuell umfassend wahrgenommene Un-Gestalt sich weder selbst integrieren noch konfliktfrei integriert werden kann?
Untersucht man die unzähligen privaten oder staatlich propagierten Analysen die Muslime, deren Absichten, Ziele und Motivationen betreffend, ist deutlich festzustellen, dass es für die Muslime ein aussichtsloses Unternehmen darstellt, ständig jeweilige Gegendarstellungen zu platzieren, abgesehen davon, dass diese Richtigstellungen gar nicht angenommen und veröffentlicht würden.
Wie soll und will also ein konfliktminimiertes Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen in unserem Staat ermöglich werden?
Etwa anders, als des Selbstverständnis des anderen zu respektieren, es verstehen lernen zu wollen, einander als Gleiche im Gleichen anzuerkennen und im Guten zu bestärken?
Oder etwa den anderen in Unkenntnis seiner jeweilig eigenen wahrhaften Werte und seines Selbstverständnis zu missachten und ihn für die höllischen Ängste – vor eigener Unvollkommenheit – verantwortlich zu machen?
Eines darf als Abschluss noch gesagt werden. Wenn die westlich orientierte Gemeinschaft wirklich glaubt, dass der real existierende Islam und dessen real existierenden, unter uns lebenden Anhänger nicht mit zivilen, resp. zivilisierten Mitteln in der hiesigen Gesellschaft zu integrieren sind, so bleibt tatsächlich als einzige Alternative unvermeidlicher Krieg, der keine Gewinner kennt*.
Möge der Allmächtige Schöpfer die Menschen unserer Gesellschaften das für uns Förderliche Seines Wortes erkennen lassen:
Für jeden von euch haben Wir Richtlinien und ein bestimmtes Vorgehen bestimmt. Und wenn der Allmächtige Gott gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Allah werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins ward.
[Qur’an 5:48]
WEITERLESEN unter: http://www.islamheute.ch/Islamismus.htm
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