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Ist der ISLAM reformierbar?

Islam im Elfenbeinturm  

Die Wissenschaft soll den Islam in der Schweiz reformieren. An der Universität Freiburg entsteht darum ein Zentrum für islamische Religion. Doch es drohen Konflikte mit Glaubensgemeinschaften.
So ein Artikel in der NZZ vom 2.2.2014 von Nina Streeck

Hier noch ein kurzer Ausschnitt (die Hervorhebungen sind von Hanel):
Der Islam soll sich verändern. Sich den hiesigen Gepflogenheiten anpassen, womöglich auch sich in einer Weise modernisieren, wie es das Christentum dank der Aufklärung getan hat. Das ist einer der Gründe, weshalb an der Universität Freiburg ein Zentrum für islamische Religion und Gesellschaft entsteht: die Hoffnung auf eine Reform des Islams. Allerdings knüpfen sich auch ganz anders geartete Wünsche an ein solches Zentrum. Und wenig Interesse am Hinterfragen der eigenen Religion.

KOMMENTAR: Nun, diese Hoffnung auf eine Reform des Islam, stirbt vielleicht zuletzt, aber sterben muss sie! Ich sagte schon mehrmals (z.B. im GSIW NEWSLETTER 69 – September 2012) der ISLAM ist NICHT reformierbar, da „der“ ISLAM sozusagen in erster Linie aus Qur’an und Sunna besteht.
Und QUELLEN, sind nun mal nicht reformierbar!
Höchstens sind sie zu verleugnen, zu verheimlichen, zu vernichten, etc. Gott sei, nein IST diesem vor!

WAS es zu reformieren gilt, und zwar auf muslimischer UND nichtmuslimischer Seite, ist das individuelle und gesellschaftliche VERSTÄNDNIS, die Interpretation hinsichtlich des Stellenwertes und der Inhalte dieser Primärquellen.

Hier nun noch einige explizite Ausführungen, warum der ISLAM nicht reformierbar ist, resp. solch eine Frage einfach vielleicht nicht dumm, so doch von einer etwas beschränkten Denkungsart des Fragestellers Zeugnis gibt. Der Versuch der Erweiterung solch eines Verständnisses möge folgen.

Ist der ISLAM reformierbar?
oder –
Warum der ISLAM nicht reformierbar ist!

Ad 1.
Um diese Frage nach REFORM zu beantworten und eine Antwort darauf zu verstehen, ist es erforderlich, wahr-zunehmen, was Muslime unter ISLAM verstehen (können) und ein diesbezüglich differenziertes Verständnis zu entwickeln.

a.) ISLAM, als vom Schöpfer im universellen Wesen aller Schöpfung ursprünglich angelegte Ein- und Ausprägung.
D.h. alle Schöpfung, sozusagen jedes Atom „weiß“, dass es aufgrund seiner Erschaffung in der Zeit, dem über alle Zeit und Verursachung erhaben Schöpfer ergeben IST (ja, unter diesem Aspekt gesehen – SEIN MUSS)! Darüber gibt es KEINE Diskussion … es sei denn bei Wesen, die mit freiem Willen beeigenschaftet sind und daher in der Lage sind – diese angenommene Tatsache (das Vorhandensein eines SCHÖPFERS und die Selbstwahrnehmung als GESCHÖPF) zu VERNEINEN … woraus sich allerdings ganz klar das Erfordernis (vom Standpunkt des „angenommenen“ Schöpfers, resp. der Logik) nach Religion, Rechtleitung = Zurückbindung ergibt.

b.) ISLAM, als „die universelle, natürliche RELIGION“ der Menschen – beginnend mit ADAM und EVA.
Aus oben kurz ausgeführtem Verständnis in Bezug auf das Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschöpf ist es für Muslime ganz klar, dass die Religion ADAM und EVAs, „DER Islam“ (die „Gottergebenheit“ alles Erschaffenen in ihrer damaligen FORM) war.
Jetzt wird einsichtig, so Gott will, warum die Muslime alle alttestamentarischen Propheten und auch Jesus (Friede und Gottes Segen auf ihnen allen) als MUSLIME, Befolger und Bezeuger des Islams ansehen.

– Das Alte Testament (Bibel) wird also als islamische Offenbarung erachtet, als „erste allgemein bekannte, von Gott den Menschen gegebene Verfassung“ … die „mosaische Ausrichtung“.

– Das Neue Testament (Bibel) stellt somit eine Adaption, eine, von Gott angeordnete RE-FORM dieser ersten Verfassung dar … die „jesuanische Ausrichtung“.

– Das Letzte Testament (der Qur’an ) stellt den nächsten Schritt der göttlich angeordneten Adaption (angepasst an die inneren, seelisch-geistigen Veränderungen, die Entwicklung des Menschen und der dadurch aufgetretenen äußeren, Mensch versursachten Bedingungen), RE-FORM und göttlich bestimmten „Evolution“ der islamischen Verfassung dar … die „muhammadanische Ausrichtung“ – die nun, für Muslime – die letztgültige Verfassung, ganz auf die geistige Entwicklungsstufe des modernen Menschen hin ausgerichtet, darstellt.

Ich erlaube mir zu sagen, der Qur’an als ein „Up-date“ der vorherigen Verfassungsversionen, welche dadurch zwar nicht als völlig ungültig, aber doch als out-dated (to be „no more supported“, sozusagen) verstanden werden.

c.) ISLAM, als die von Menschen organisierte, gelebte Religion; Islam, als die von Menschen, aus religiös bestimmter Weltsicht heraus praktizierte, ausge-FORM-te Lebensweise.
Hier möchte dem denkenden und historisch forschenden Geist einsichtig werden, dass der, unter diesem Aspekt untersuchte Islam, so viele verschiedene Ausprägungen erfahren hat, wie es verschiedene Facetten, der sich dem Islam angehörenden Völker gibt.

d.) ISLAM, als von unterschiedlich geprägten und gebildeten Muslimen (oder sogar Nicht-Muslimen) angesehenes religiöses IDEAL oder vorgestellte Ideal-FORM oder dessen Gegenteil.
Hierzu muss ich keine weiteren Erläuterungen mehr anführen – hat doch jedes Individuum hierzu wohl eine Meinung, die sich durchaus von der diesbezüglichen Meinung des „Nächsten“ unterscheiden mag.

Aus dieser differenzierten Sicht geht hervor – so steht zu hoffen – dass der Islam, so wie in a.) und b.) dargestellt, NICHT reformfähig ist, soweit es in der Gewalt, Macht und Befugnis der Menschen steht … da eine diesbezügliche REFORM nur dem Schöpfer alleine zukommt.
Somit ist auch eine REFORM (Veränderung, Kürzung, Streichung von Passagen und Wörtern, etc.) des Qur’ans (natürlich als absolutes „Wort Gottes“ verstanden) völlig ausgeschlossen (und dieses Verständnis hat gar nichts mit „anti- liberal“, „anti-fortschrittlich“ oder dergleichen zu tun … sondern mit einfachster Logik – welcher sich offenbar sogenannte fortschrittliche, moderne oder liberale Kreise verweigern … nun denn, so mag es so eben sein … hat GOTT selbst bestimmt, dass es keinen ZWANG zum Glauben geben soll).

Ein Islam, wie er unter c.) und d.) beschrieben ist, ist allerdings durchaus reformfähig.

Ist doch alles, welches der Menschen zeitlicher Verfügungsgewalt anheimgestellt ist, der VERGESSLICHKEIT, NACHLÄSSIGKEIT, GEWOHNHEIT, TRÄGHEIT und allerlei weiteren menschlichen Tugenden und Untugenden ausgeliefert.

Aus Platzgründen möchte ich hier nicht ausführlicher werden.

Doch ganz GRUNDSÄTZLICH soll man, will man sich sprachlich vernünftig und nachhaltig ausdrücken, auch an diesem Punkt nicht davon sprechen, den ISLAM REFORMIEREN zu wollen oder von einem reformbedürftigen Islam sprechen.
Vielmehr ist es das VERSTÄNDNIS, welches sich die verschiedensten Menschen innerhalb der letzten 1400 Jahre in Bezug auf „ihren“ Islam oder „den der anderen“ gemacht haben, reformfähig und ganz bestimmt reformbedürftig!

Änderten sich doch nicht nur die historischen Bedingungen auf, sozialer, wissenschaftlicher, politischer, intellektueller, usw. Ebene im Laufe der Jahrhunderte, es sind auch die Bedingungen, aufgrund welcher die heute lebenden menschlichen Individuen ihr Verständnis hinsichtlich „Gott, der Welt und sich selbst“ innerhalb ihrer eigenen, einen Lebensspanne entwickeln, ganz unterschiedlicher FORM.

Wird doch deren Verständnis durch sich stets änderndes Wissen, bestimmte Bildung, individuell unterschiedliche geistige Fähigkeiten, Umwelteinflüsse, Erziehung etc. geformt.

Und WER möchte nun – bis hier her gelangt – die REFORMFÄHIGKEIT und REFORMBEDÜRFTIGKEIT des menschlichen, eigenen, individuellen und damit auch gesellschaftlichen Verständnisses (natürlich auch in Hinblick auf die in Ihrem Absatz 3 angesprochenen Themen), nicht nur seiner Welt, sondern auch seinem Gott und seiner Religion gegenüber, in Abrede stellen?

Braucht, gibt es denn eine europäische islamische Identität?

In einem Artikel der Islamischen Zeitung wird dieses Thema etwas differenzierter, als es bislang, auch an verschiedenen Veranstaltungen zu erfahren war, angesprochen … dies vorerst mal zur Einstimmung.
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Mir erlaube ich folgende Bemerkungen, nachdem in die Diskussion um dieses Thema eine gespürte Spannung zwischen „orientalischem und europäischem Islam-Verständnis“ eingedrungen ist.
Hinzuzufügen ist, dass dieser Ausdruck eher von der europäischen Seite formuliert und zur Geltung gebracht wurde, wo hingegen nicht-Europäer solche Differenzierung und Definition für sich eher ablehn(t)en.
Hinzuzfügen wäre, dass es hoch an der Zeit ist, das Gespräch über dieses Thema ENDLICH zu beginnen. Sind doch die Umstände, in welchen die Muslime sich in Europa finden, derart unerträglich geworden, OHNE dass die Muslime, die keinen Migrationshintergrund (mehr) haben eigentlich dafür können … Ausnahmen bestätigen die Regel!
In obigem Zeitungsartikel wird dieses problematische Verhältnis (zwischen europäischem und Migrationsislam) etwas differenzierter dargestellt – denn es ist nicht ein sogenanntes “orientalisches”, welches dem “euopäischen” Weltbild gegenübersteht … ist doch das Verhältnis dieser beiden zueinander vielmehr kein gegensätzliches, sondern in etwa dem Verhältnis der rechten zur linken Gehirnhälfte zu vergleichen …
… Und DARIN liegt  die Diskrepanz … in der UNAUSGEWOGENHEIT dieses Verhältnisses.
Dies IST das eine … (… eine Seite dominiert unzulässiger, ungesunder, unangebrachter und unverschämter Weise die andere … ist das DEUTLICH genug, um unerträgliche EINSEITIGKEIT zu beschreiben?)
Das andere sind spezielle nicht-europäischen, POLITISCH zu bezeichnenden VERWALTUNGSSTRUKTUREN, welche ebenfalls (zumindest im Falle der Mehrzahl muslimischer Organisationen nicht nur in der Schweiz praktiziert werden) hier und auch dort nichts verloren haben – auch wenn mancher Schweizer oder Europäer daran Gefallen finden mag – und diese Strukturen sind mit dem Oberbegriff WILLKÜR bestens definiert … und dazu kommt noch “historisch (un)begründeter” Stolz, grundsätzliche Kritik– und Reformunfähigkeit und vor allem –willigkeit, und weil wir schon beim WILLEN sind, auch noch der UNWILLE zu erweiterter EINSICHT!
WEITER im Text:
THESE:
WIR brauchen eine “europäisch islamische Identität”, die sich von den vielen “Migranten- und Ethno- und Sektenislamen” abzunabeln vermag.
Wodurch müsste sich “dieser” Islam auszeichnen, um nicht zu einem weiteren “”Ethnoislam, einer völlig überflüssigen „europäischen Islamsekte” zu werden?
Was zeichnet Europäer denn aus?
……
Beginnen will ich mit EINEM Argument:
Sie haben “la ikraa fi diin” (kein Zwang zum Glauben) tatsächlich von Kindheit auf erleben dürfen … da unterscheiden wir uns jedenfalls von der überwältigenden Mehrheit anderer Muslime, die aus dem Osten zu uns kamen.
Und deshalb haben wir den MUT solche Details innerhalb der Glaubenspraxis kritisch anzusehen, die einfach nicht stimmig in das ISLAMISCHE Gesamtkonzept zu passen vermögen, welche mit den Maqaasid – also den “Überbegriffen” kollidieren und diesen entgegenstehen – ohne schlechtes Gewissen, mutig, kreativ und befreiend, kritisch, ja mitunter streng kritisierend (wenn man uns als quasi unmündig abzutun gewillt ist)  – und sind daher durchaus in der Lage, ein kohärentes Islamverständnis zu erarbeiten und vor allem, dieses selbst überzeugt und überzeugend zu leben.
Denn INKOHÄRENZ ist es, welche den Islam der an Ethnie, Nationalität, Tradition, Traumata, nicht freiheitliche Erziehung, Bildungsferne, etc., “gebundenen” Muslime negativ auszeichnet – und deshalb NICHT geeignet ist, bindungsstiftend zu wirken … wenn ich mich mal g’schwind, aus dem Ärmel geschüttelt, so ausdrücken darf – um die Auseinandersetzung mit diesem Thema weiter zu treiben.
Denn, nach meinem Gefühl – Gott sei Dank – bin ich nach mehr wie 25 Jahren unentwegtem Einsatz für die islamische Sache, in leicht fortgeschrittenem Alter nicht mehr ganz alleine, muslimisches, mit Vernunft und Friedfertigkeit, ausgewogener Einstellung zu diesseitiger Freude und jenseitiger Glückseligkeit nicht zu vereinbarendes Verhalten einigermaßen exakt zu verorten, zu definieren und auch in Kooperation mit islamisch UND westlich gebildeten „universellen“ Muslimen reformieren zu vermögen.
Denn – damit keine falsche Kooperationsgedanken aufkommen, klar augedrückt!
NICHT der ISLAM braucht eine Reform – sondern das Islam-VERSTÄNDNIS der MUSLIME!
Und was es dazu braucht? … nun – nennt IHR es!

GSIW – NEWSLETTER ARCHIV

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Nach 6 Jahren habe ich mir endlich die Zeit genommen und ein Inhaltsverzeichnes der bislang 84 erschienen GSIW Newsletter zu erstellen.
Der GSIW NL erscheint seit 2007 1 x im Monat und beschäftigt sich mit den aktuellen schweizer Ereignissen rund um Islam und Muslime.
Folgende Kategorien geben Struktur:

  • POLITIK & RELIGION
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