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ISLAM – ISLAMISMUS – FUNDAMENTALISMUS – TERROR

ISLAM – ISLAMISMUS – FUNDAMENTALISMUS – TERROR

Eine Assoziationskette – fatal & ununterbrochen

HANEL, 7/2005

Frage aus 2022: HAT SICH WAS GEÄNDERT ?

Da die Beschäftigung mit dem Islam und dessen Werten vielerorts zunehmend auf undifferenzierte Weise geschieht, sehe ich mich als „Neu-Schweizer“ und Muslim veranlasst, folgende Erklärungen meinen nichtmuslimischen Mitbürgern zur Kenntnis zu bringen und eindringlich ans Herz zu legen. Ich bringe damit nicht nur meine Loyalität und Verantwortung für eine lebenswerte und sichere Schweiz zum Ausdruck, sondern auch meine Besorgnis gegenüber solchen Entwicklungen und Bewegungen, welche den Muslimen unbewusst, aber auch sehr bewusst, grundsätzlich jegliche gesellschafts­politisch positive Beteiligung am Aufbau einer friedlichen, stabilen und prosperierenden Schweizer Eidgenossenschaft absprechen – und damit solcher Entwicklung tatsächlich den Weg verbauen.

Zuerst sei einmal festgehalten, dass ohne ein gemeinsames, gleiches Verständnis der im Dialog verwendeten Begriffe, weder eine verlässliche Kommunikation, noch eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Gesellschaften oder zwischen gesellschaftlich relevanten Gruppen möglich ist.

Daher ist nun mein Anliegen, einige solche, von Muslimen und Nicht-Muslimen widersprüchlich aufgefasste, den gesellschaftlichen Konsens schwer belastende Begriffe aus Sicht eines Muslims darzustellen.

ISLAMISMUS

Das erste wesentliche Problem mit diesem Begriff welches der Aufdeckung bedarf, ist, dass er, ohne auf einer allgemein gültigen, eindeutigen lexikalischen Definition zu fußen, im Grunde mit dem ISLAM an sich gleichgesetzt ist.  Was, um Gottes willen, soll gemäß normaler Auffassung ein ISLAMIST sein, denn ein Mensch, dessen Religion der ISLAM IST! Und ISLAMISMUS ist jenes Denken, Sprechen und Tun, welches sich aus der Befolgung der islamischen Lehre ergibt. So wie ein Kapitalist einer ist, welcher das Kapital in das Zentrum seiner Ideologie, seiner Wertschätzung stellt und sein dadurch bestimmtes Denken, Reden und Tun als Kapitalismus bezeichnet wird.

Das zweite, ohne Zweifel noch größere Problem liegt darin, dass der Begriff Islamismus in seiner Bedeutung ohne „wenn und aber“ mit Fundamentalismus1 und dieses Wort in seiner Bedeutung mit „Terrorist und Staatsfeind“ gleichgesetzt wird.

Nicht nur westliche Islamwissenschaftler (z.B. Bernard Lewis) bezeichnen den Begriff des Fundamentalismus bezogen auf den Islam als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum bezogen angewendet wurde, wo damit zumeist protestantische Strömungen bezeichnet wurden, die den göttlichen Ursprung der Bibel und ihre Unfehlbarkeit verfechten. (Quelle: Wikipedia)

Nun muss aber klar verstanden werden, dass es im Islam grundsätzlich niemanden gibt, der am göttlichen Ursprung des Qur’ans und seiner Unfehlbarkeit zweifelt und von daher jeder Muslim, also jeder Anhänger des Islam dem Wortsinne nach ein Fundamentalist ist; es – wenn so verbreitet und verstanden – also zur ursprünglichen IDENTITÄT des Muslims gehört, sich wortwörtlich als FUNDAMENTALIST zu sehen oder ein solcher werden zu wollen.

Denn der Begriff „Fundamentalist“ (usuli) wird ja auch schon seit Jahrhunderten in der islamischen Welt verwendet. Das Wort bezeichnet traditionell und im eigenen Verständnis allerdings die Gelehrten der ilm al usul Wissenschaft, die sich mit dem Studium der ursprünglichen Quellen, den Fundamenten islamischen Rechts befassen.

Ist also grundsätzlich jeder Muslim aus seinem eigenen Selbstverständnis gern ein Fundamentalist, so kann er doch mit dem hiesigen Verständnis dieses Begriffes herzlich wenig anfangen und nicht nur das. Sein Denken, sein Streben, welches ihm als selbstverständlich und lobenswert erscheint, lässt ihn sich ganz offen und aber auch sehr subtil als Mörder, Gewaltverbrecher, Staatsfeind, Anarchist und Bombenleger in den Augen der Gesellschaft widerspiegeln und sich in diesen als solchen selbst erkennen.

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Feiertage für Muslime in der SCHWEIZ

Anfrage von 20 MINUTEN vom 18. Oktober 2017 per E-Mail

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Lieber Herr Hanel

In Deutschland ist derzeit die Debatte darüber entbrannt, ob es auch anerkannte Feiertage für Muslime geben soll. (LINK) ) Hierzu hätte ich folgende Frage an Sie. Wenn Sie heute als Vize-Präsident der Gesellschaft Schweiz – Islamische Welt kurz telefonisch erreichbar wären, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Sie dürfen natürlich alle ihre Zitate nochmals gegenlesen. 
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Hier meine Fragen: 

Begrüssen Sie einen staatlich anerkannten Feiertag für Muslime auch in der Schweiz?

– In Deutschland begründen die Befürworter die Notwendigkeit eines solchen Feiertags damit, dieser würde die Integration verbessern. Sehen Sie das auch so?

Was wären die Vorteile eines anerkannten Feiertags für die Muslime in der Schweiz?
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Da der Artikel morgen publiziert wird, wäre ich Ihnen für eine Rückmeldung bis heute Nachmittag sehr dankbar. 
Herzliche Grüsse
P.M.
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HIER DIE ANTWORT per E-Mail
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Lieber Herr M.

Vielen Dank für die, allerdings SEHR KURZFRISTIG präsentierte Nachfrage.

Grundsätzlich möchte ich in eine „brennende, entbrannte“ Debatte kein Öl nachgießen … sondern begrüße vielmehr eine „coole“ Debatte.

Werde Ihre Fragen mich in aller KÜRZE zu beantworten suchen und stelle daher als Bedingung für die Veröffentlichung, dass sie VOLLSTÄNDIG veröffentlicht werden. (Einige Abstriche können wir dennoch gemeinsam vornehmen.) Aus dem Zusammenhang gestellte Antworten stiften im Allgemeinen mehr Verwirrung, denn Klarheit!!!
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  1. Ja, ich begrüße einen oder auch 2 staatlich anerkannte Feiertage für die Schweiz. (Hier genügt das JA)
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  2. Diese Maßnahme verbessert selbstverständlich die Integration, da INTEGRATION nur über das RESPEKTIEREN gelingt, wobei „respektieren“ in seiner richtigen Bedeutung verstanden werden muss: nämlich bedeutet „re-spektare“, schlichtweg „berücksichtigen“ – der legitimen Bedürfnisse, Verhältnisse, etc.
    Im Herkunftsland meiner Ehefrau, im Libanon, ist die Umsetzung dieses Respekts selbstverständlich. Die verschiedenen christlichen, muslimischen Denominationen genießen ALLE in ihren Feiertagsbedürfnissen entsprechende Berücksichtigung. (Nur so nebenbei: Darunter hat die Produktivität der ehemaligen „Schweiz des Orients“ niemals gelitten!)
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  3. Die Vorteile für die Schweiz solch einer Maßnahme besteht daher im gestärkten Integrationswillen der Muslime und in Folge natürlich auch der integrierenden Gesellschaft. Denn gegenseitiger Respekt (Berücksichtigung der menschlich legitimen Bedürfnissen) aller beteiligten Partner ist eine unverzichtbare Voraussetzung für ein entspanntes, produktives und freudiges Miteinander.
MfG
Hanel
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Hier der LINK zu: Muslimische Feiertage_20 Min
in 20 Minuten einige Tage später

Feiertage
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KOMMENTAR zu den fürchterlichen LESERKOMMENTAREN:
In diesem Interview, auch im Artikel selbst, wurde nie eine FORDERUNG zum Ausdruck gebracht.
Die Aussagen von HANEL, TUNGER-ZANETTI und HALILOVIC stehen NICHT im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen einander – und werden zumindest vom Autor dieser Zeilen vollinhaltlich geteilt.

Die hier LEBENDEN MUSLIME – oder WER?

MUSLIME in der SCHWEIZ

Zitat aus dem nicht besonders unterhaltsamen Artikel der Aargauer Zeitung:
http://www.aargauerzeitung.ch/kommentare-aaz/muslime-in-der-schweiz-drei-missverstaendnisse-130245351

„Wer sich zu den  h i e r l e b e n d e n  Muslimen zählt, soll eine Handlungsanweisung des Propheten nicht allzu ernst nehmen.“

Hier mein LESERBRIEF, der leider nicht veröffentlicht wird … WARUM NUR … zu frech?
Bestimmt nicht … !

Nun – ein Vorschlag, der von Muslimen und deren „STARKEN Organisationen“
auch mit dem Minderungswörtchen „allzu“ nicht akzeptiert werden KANN.
Islamische Lebensweise legt nun mal absoluten Wert auf das Wort Gottes,
den KORAN, und relativ sehr grossen Wert auf die Handlungsanweisungen des
Propheten, die SUNNA.

Und WER legt Wert auf „SCHWACHE muslimische Verbände“ ?
Hoffentlich nicht sie selbst …!
Oder sollten gar nur die hier „hier t o t e n Muslime“ ausgenommen sein?
„Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer“ ,,, sagt ein geflügeltes Wort, nicht?
Doch nicht mal das könnte in Bezug auf die Muslime in der Schweiz durchgehen … wenn man die Sachlage um muslimische Grabfelder recht bedenkt. (Ein wenig Sarkasmus muss in der Schweiz erlaubt sein!)

WIR – können uns NUR und das gerne, weil ausreichend – auf die Einhaltung und Befolgung der SCHWEIZER Gesetze einigen – und das sollte eigentlich GENUG sein, um eine STARKE SCHWEIZ
zu garantieren.
WER kann mit GUTEN Argumenten widersprechen?

 

 

Händedruck spaltet Schweizer Muslime

Lieber Herr Hanel

Wie erwähnt meine Frage per Email.

Gestern in der „Arena“ (Ausschnitt siehe hier: http://www.watson.ch/Schweiz/Medien/817302834-Islam-%C2%ABArena%C2%BB–Alle-auf-den-Blancho-und-dann-l%C3%A4uft-der-Moslem-Pr%C3%A4sident-voll-ins-Messer-) kam es zu einer kleinen Kontroverse zum Thema Händeschütteln. Fids-Präsident Montassar Benmrad antwortete einer Zuschauerin, pensionierte Lehrerin, die von Fällen an Schulen sprach, wo muslimische Buben sich weigerten, Lehrerinnen die Hand zu geben. Benmrad gab dazu keine klare Stellungnahme ab (er sagte „Ja und Nein“.

Wie beurteilen Sie bzw. VIOZ diese Frage? Ist es in Ordnung, wenn Buben der Lehrerin den Händedruck verweigern?

Danke, schönes Wochenende,
Mit besten Grüssen
Patrik Müller

ANTWORT von Muhammad HANEL

Lieber Herr Müller

Vielen Dank für Ihre Nachfrage, die ich mir wie folgt zu beantworten erlaube.

Herrn Benmrads „Ja und Nein“ stimme ich zu.

Doch dazu einige kurze Erläuterungen, da die Zeit in der Arena je nicht ausreicht, um differenzierende Darlegungen auszubreiten.

Warum „JA“ habe ich in meinem, von Ihnen zitierten VIMENTIS BLOG zu einem guten Teil schon beantwortet.
https://www.vimentis.ch/d/dialog/readarticle/warum-gibt-ein-hoeflicher-muslim-einer-frau-nicht-die-hand/ AUF VIMENTIS wurde der EINTRAG gelöscht … hier führt der LINK doch noch ans Ziel

Warum „NEIN“.
Diese Regelung der höflichen Zurückhaltung gilt nicht für Kinder (Knaben oder Mädchen), sondern für, im geschlechtlichen Sinne adoleszente Menschen BEIDERLEI Geschlechts. Also für junge geschlechtsreife junge Frauen und Männer gleichermaßen in Hinblick auf das jeweils andere Geschlecht.

Dies bei der Erziehung im privaten und im öffentlichen Rahmen zu berücksichtigen und damit zu respektieren wäre bestimmt ein kulturverbindender Auftrag für alle Beteiligten.

Darüber hinaus, sollte diese, im Wesen auf einen respektvollen Umgang mit dem anderen Geschlecht ausgerichtete Regelung nicht auf beste Weise, sondern auf eine UNHÖFLICHE, DEMÜTIGENDE, BELEIDIGENDE oder sonst irgendwie RESPEKTLOSE Art umgesetzt werden, ist hier das klare „NEIN“ … „SO NICHT“ — von Seiten der Muslime und natürlich auch von Seiten Andersgläubiger zu Recht angebracht.

Ich hoffe mit diesen Begründungen die beiden Ansichten, die zustimmende und die verneinende, nachvollziehbar gemacht zu haben.

Vor der Veröffentlichung ersuche ich Sie, mir meine Zitate IM KONTEXT zur Freigabe zuzusenden.

Mit besten Grüßen und auch Ihnen ein schönes Wochenende wünschend
Muhammad Hanel, 2.4.2016

Hier das Ergebnis im Druck:

Händedruck spaltet Schweizer Muslime

Patrik Müller ist Chefredaktor der Zeitung «Schweiz am Sonntag».

Ausgerechnet der Präsident des als liberal geltenden islamischen Dachverbandes distanziert sich nicht von Händedruck-Verweigerern an Schulen.

Die Frage von «Arena»-Moderator Jonas Projer war unmissverständlich: «Muss man es akzeptieren, wenn ein Schüler sagt, er wolle der Lehrerin die Hand nicht geben?» Vom Präsidenten der Föderation islamischer Dachorganisationen (Fids) hätte man eigentlich ein klares «Nein» erwartet. Denn der wichtigste Muslim-Verband der Schweiz gilt als gemässigt und liberal. Doch Montassar Benmrad, erst seit vergangenem Sommer im Amt, wich der Frage vorgestern Freitagabend zuerst aus. Nachdem Projer sie wiederholt hatte, antwortete Benmrad: «Ja und nein.» Dann ergänzte er: «Ich würde sagen, eher nein. Auf der anderen Seite, wenn jemand solche Sachen sagt, würde ich eher mit ihm diskutieren.»

Der oberste Muslim im Land präzisierte gestern gegenüber der «Schweiz am Sonntag», er selber gebe Frauen die Hand und empfehle es den muslimischen Schülern ebenfalls, um Respekt gegenüber den Lehrpersonen zu zeigen. Benmrad wirbt aber um Geduld mit Muslimen, die es anders halten und denken, dass es respektvoll sei, die Hand eben gerade nicht zu geben. «Mit solchen Schülern sollte man den Dialog suchen», sagt Benmrad, «und ihnen erklären, dass es in der Schweiz ein Zeichen von Respektlosigkeit sei, die Hand nicht zu geben».

Eindeutig ist die Meinung von Emine Sariaslan. Sie ist Präsidentin des Forums für die Integration der Migrantinnen und Migranten, will ihre Aussagen aber als Privatperson machen. «Die Regeln an einer Schule und überhaupt in unserer Gesellschaft sollten für alle gelten.» Sie erlebe es an Schulen immer wieder, dass muslimische Kinder in einen Loyalitätskonflikt kämen, wenn sich die Regeln des Elternhauses von jenen der Schule unterscheiden. «Aber den Kindern ist mit Sonderregeln an Schulen nicht geholfen.»

Aus welchen Gründen Oberstufenschüler den Händedruck ablehnen, erklärt M. Muhammad Hanel, Mediensprecher der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ). In einem Blog legt er ausführlich dar, was für das Berührungsverbot spreche: Es gehe um Höflichkeit, um Respekt und auch um «Hochachtung vor der selbstbestimmten Souveränität jedes Individuums». Bezogen auf die Schule ergänzt er: «Diese Regelung der höflichen Zurückhaltung gilt nicht für Kinder (Knaben oder Mädchen), sondern für adoleszente Menschen beiderlei Geschlechts. Also für geschlechtsreife junge Frauen und Männer gleichermassen in Hinblick auf das jeweils andere Geschlecht.»

Weiterlesen: http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/nachrichten/haendedruck_spaltet_schweizer_muslime/
HIER zum nächsten Interview RSI

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Hier meine Antwort auf Herrn ZOLLER im Vimentis BLOG

Sehr geehrter Herr Zoller

Vielen Dank für die Aufrichtigkeit in Ihrer Antwort.
Natürlich ist das Thema ein zwiespältiges und daher sollte die Lösung nicht einfältig sein – da es zwei berechtigte – anscheinend diametral gegenüberstehende „Ansätze und Anschauungen“ – dazu gibt.

Wie Sie allerdings richtig andeuten, wäre das im Auge zu behaltende und zu berücksichtigende Oberprinzip um welches es geht, nicht einer nationalen Gepflogenheit, sondern einer gemeinsam zu tragenden WERTEHALTUNG zu folgen.

Und dies ist DER RESPEKTVOLLE GEGENSEITIGE UMGANG.

Wie Sie dies bereits sagten und dies auch in meinem ursprünglichen Interview (in welchem dieser Teil allerdings bei der Veröffentlichung unterschlagen wurde) auch explizit gesagt wurde.
Hier nachzulesen:
https://hanelislam.com/2016/04/03/haendedruck-spaltet-schweizer-muslime/

Und – SELBSTVERSTÄNDLICH kann der GEGENSEITIGE RESPEKT zwischen MANN und FRAU auch OHNE körperliche Berührung zum Ausdruck gebracht werden!

Wer auf Gegenteiligem BESTEHT, verdient „… “ (nach Belieben ergänzen)

Und hier noch ein weiterer VIMENTIS Beitrag, der allerdings von dort schon längst verschwunden ist.
Zensur gibt es nicht erst seit CORONA

Interview zum 20-jährigen VIOZ Jubiläum

Vereinigung Islamischer Organisationen:
Der lange Weg zur Integration

Link zum Zeitungsbeitrag Limmattaler Zeitung
Hier geht’s zur Druckversion

Original Interview von Matthias Scharrer mit VIOZ Sprecher Muhammad HANEL:

Sehr geehrter Herr Hanel,
wie eben besprochen, arbeite ich für die Limmattaler Zeitung an einem Artikel zum Vioz-Jubiläum und wäre froh, wenn Sie heute möglichst bald zurückrufen könnten. Es geht um folgende Fragen:

-Was waren die Gründe für die Vioz-Gründung 1995?

HANEL:
VIOZ wurde 1995 in Stadthaus Zürich geboren. Als Geburtshelfer wirkte Dr. Peter Wittwer, der ehemalige Stadtbeauftragter für Ausländerfragen. Stadt und Kanton brauchten einen Ansprechpartner für Friedhoffragen und die bestehenden vorwiegend ethnischen Verbände haben sich unter der Führung von Dr. Ismail Amin und Dr. Hassan Hatiboglu geeinigt VIOZ als Dachorganisation zu gründen und als Sprachrohr für alle Muslime in Kanton Zürich zu erklären. Dabei gab es drei Hauptziele:

  • Friedhöfe bzw. Grabfelder für Muslime zu ermöglichen.
  • Die Voraussetzungen für die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen.
  • Eine stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen, um Muslime aus den Hinterhöfen zu holen und Stadtbesuchern einen klaren Gebetsort  anzubieten.

– Was sind die wichtigsten Errungenschaften aus der 20-jährigen Vioz-Geschichte?

HANEL:
Bei der Friedhof Frage ist einen Durchbruch in Wittikon und Winterthur erzielt worden und das galt als Motivation für die Muslime sich vermehrt für eigene Ziele, aber auch ehrenamtlich für der Gesellschaft zu engagieren.

Was sind die Ziele von Vioz für die Zukunft?

HANEL:
Vorgesehen für die Zukunft ist, die noch nicht verwirklichten Ziele zu erreichen und das Engagement für die ordentliche Integration der Muslime zu verstärken. Dabei wird auch daran gedacht, einen “Runden Tisch” mit Verantwortlichen der politischen Parteien zu etablieren, um anstehende Fragen, die  Muslime und den Islam betreffend, kompetent und sachlich zu besprechen und wahrgenommene Probleme möglichst im Konsens nachhaltig zu lösen.

Sehr geehrter Herr Hanel,
Vielen Dank für Ihr E-Mail. Dazu drei Rückfragen:

  1. Welche Hürden sind zu überwinden, um die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen – und in welchem Zeitraum könnte dies geschehen?

    HANEL:
    Bevor die juristische öffentlich-rechtliche Anerkennung zu erlangen ist, hat die gesellschaftspolitische Anerkennung einen bestimmten Grad der wohlwollenden Akzeptanz zu erreichen, Davon sind wir im Augenblick weit entfernt. Vielmehr nimmt die gesellschaftliche Bereitschaft eine muslimische Gemeinschaft öffentlich-rechtlich anzuerkennen drastisch ab. Über einen Zeitraum kann daher nur spekuliert werden. Jedenfalls haben wir in Zürich wahrscheinlich über Jahrzehnte und nicht über Jahre zu reden.
  2. Warum sind die Bemühungen, eine „stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen“, bisher nicht vorangekommen?

    HANEL:
    Bislang konnte weder ein geeigneter Bauplatz, noch die finanziellen Ressourcen gefunden werden, die einen unabhängigen Betrieb garantieren könnten.

  3. Hat Vioz schon Parteien für den von Ihnen erwähnten „Runden Tisch“ kontaktiert – wenn ja: wie waren die Reaktionen?

    HANEL:
    Es gab Kontakte bis hin zur Nationalratsebene. Leider, so scheint es, ist man aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, nicht bereit, politische „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Allerdings eines ist klar – und dies entspricht meiner tiefsten Überzeugung. Käme es zu wirklich ernsthaften Gesprächen zwischen Muslimen und namhaften Zürcher Politikern ALLER Parteien, könnte der bereits schmerzhaft empfundenen Ablehnung der Muslime und des Islams nachhaltig, zum Wohle des gesellschaftlichen Friedens in Zürich und darüber hinaus entgegen gewirkt werden.

Tariq Ramadan: Was ist ein Europäischer, was ein Schweizer Islam?

Der Anteil an Muslimen in der Schweiz entspricht rund 5% der Bevölkerung, der Islam ist somit die zweitgrösste Religionsgemeinschaft. Ein Drittel von ihnen besitzt einen Schweizer Pass.
In Frankreich ist der Anteil bei 8%, zwei Drittel davon haben einen französischen Pass. Ähnliche Zahlen gibt es zu Deutschland und zu England.
Der Islam ist Bestandteil Europas geworden. Ist es daher angebracht, den Schwerpunkt auf die Forderung nach „Integration” zu legen, wenn die Situation der Muslime, wie Ramadan diagnostiziert, „postintegrativ“ ist?
Hat die Mehrheit der Muslime nicht ein bikulturelles Selbstbewusstsein und ist in dieser Gesellschaft längst angekommen? Angesichts des Fokus des Westens auf Identität und Integration, der der Vielfalt nicht förderlich ist, ist für Ramadan die Frage von heute nicht die: »Woher komme ich?«, sondern: »Wohin gehe ich und mit wem?«.
Statt Integration müssten Mitbestimmung und Teilhabe, die volle Anerkennung des Islam gefördert werden.
Ziel ist es, mit dem weltweit bekannten Islamologen Tariq Ramadan herauszufinden, was ein europäischer und im speziellen was ein Schweizer Islam sein könnte. Wie müsste angesichts einer “postintegrativen Situation” der Mehrheit der Muslime im Westen die Partizipation der Muslime und die Institutionalisierung des Islams gefördert werden?
Tariq Ramadan, Schweizer Islamwissenschaftler, Präsident des European Muslim Network, lehrt am St. Antony’s College an der Oxford University.
Moderation: Alain Gresh, ehemaliger Chefredaktor des “Monde diplomatique”.
Einleitende Worte: Roland Merk, Schriftsteller und Philosoph.
Theatersaal Volkshaus Zürich, 20h, Eintrittspreise 27,-CHF, ermässigt 17,-CHF.
Vortrag bis 42:00
Diskussion mit A. Gresh bis 1:05
anschließend Q&A
Weitere Informationen ab Juni 2015 unter:

ISLAM und DEMOKRATIE in der SCHWEIZ

Veranstaltung „ISLAM und DEMOKRATIE in der SCHWEIZ“ 22.11.2014

 

INPUT KANDAL & DETTWYLER:
Statistiken zu Muslimen und muslimischen Dachverbänden in der Schweiz

INPUT Prof. SCHULZE Bern –
hier der LINK zu seiner PRÄSENTATION

Kurz in Stichworten:
Das Gespräch über das „Verhältnis von Religion/Islam und Politik“ IST eine POLITISCHE Diskussion.

Für MUSLIME ist nicht nur deshalb diese Diskussion irrelevant, da sie das STAATSBÜRGERLICHE Verhältnis beachten und betrachten. (FAKTISCH gibt es gross- mehrheitlich die Zustimmung … also WARUM diese Debatte?)

Wie schaut es für die Zukunft aus?

ISLAM = ein DICHTER BEGRIFF = kein Name, sondern PROGRAMM = SACHVERHALT + (ind. & koll.) BEWERTUNG (gilt z.B. auch für den Begriff „MORD“).

Der Muslim wird also „vermessen“ mit der Vorstellung, welcher der Messende zum Begriff ISLAM und MUSLIM hat Konflikt zwischen den „EIGEN- und FREMD MESSWERTEN“ ist programmiert. Daher fragt die Muslime und nehmt ihre Aussagen WAHR im wahrsten Sinne des Wortes.

ISLAM = vielmehr das ERGEBNIS des TUNs der MUSLIME

Gefahr der Anhänger der Anhänger 100%iger NORMENORDNUNG ist gegeben (= Normen müssen nicht mehr über WERTE definiert werden).
Das andere Extrem = Werte brauchen nicht mehr über Normen geschützt werden.

Der WEG der MITTE ist zu suchen!
WERTE ohne NORMEN – NORMEN ohne WERTE kann es nicht geben.

Im ISLAM ist eine Trennung von STAAT und RELIGION DURCHAUS möglich und das Gegenteil nicht unbedingtes Programm (Seite 11)
Einige Statistiken über die Pressemeldungen über:
„ISLAM“ + „DEMOKRATIE“
„Judentum + Demokratie“
„Christentum + Demokratie“

KONFLIKTLÖSUNGEN über die SOLIDARITÄTSBEFÖRDERUNG !

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Aus- & Weiterbildung von IMAMEN in der SCHWEIZ

„Auf dem Weg zum Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft“

Hier finden Sie die Dokumentation der zweiten (und auch der ersten vom 14.3.2013) Veranstaltung zum Thema.

Die zweite, ebenfalls halböffentliche Konferenz fand am 13. März 2014 an der Universität Freiburg statt.

Über Ihre Kommentare im FORUM wären alle Involvierten sehr dankbar (nehme ich an), um eine möglichst breit angelegte Evaluierung und Ausrichtung des Projektes vornehmen zu können.

Erste Einladung zur Imamausbildung

FRAGEN des WINTERTHURER STADTANZEIGERs

Interview mit M. HANEL für den Winterthurer Stadtanzeiger
von Christian SAGGESE, Redaktionsleiter

(ein etwas kürzeres Interview wird am Dienstag, 22.10.2013 veröffentlicht isA, hier der LINK)
siehe auch unter INTERVIEWS

  1. Nach dem Minarettverbot droht auch ein nationales Burkaverbot. Wie fühlt man heute als Muslim in der Schweiz? Fühlen Sie sich diskriminiert?

Das „Burkaverbot“ ist eine besonders schmerzhafte, diskriminierende Maßnahme gegen die Muslime in der Schweiz. Dies aus mehreren Gründen:

a.)    Die Burka wird in der Schweiz überhaupt nicht getragen (eventuelle Ausnahmen durch Touristinnen in Interlakens Schmuckgeschäften bestätigen die Regel).
Eine Initiative gegen ein real gar nicht vorhandenes Problem ist daher jedenfalls als schäbige Manipulation zu sehen, das Bild eines ganz allgemein frauenfeindlichen Islam in der Schweizer Öffentlichkeit zu verfestigen.
b.)    Die Muslime in der Schweiz sind aufgrund ihrer persönlichen, kulturellen und religiösen Prägung überhaupt nicht daran interessiert, einen derartigen „Dress-Code“ in der Schweiz einzuführen. Die wenigen Musliminnen in der Schweiz, welche sich freiwillig – und das ist zu betonen – entschieden haben, den Niqab zu tragen, sollen „zwangsmässig“ entkleidet werden. Ein Vorgehen, welches Muslime in der Schweiz genauso entschieden ablehnen und eine aufgeklärte, freiheitliche Schweizer Bevölkerung genauso ablehnen sollte, wie eine eventuelle zwangsweise Verordnung einer Verhüllung oder Verschleierung von muslimischen Mädchen und Frauen.
c.)    Angesprochenes „Burkaverbot“ ist auch nach aktuell gültigem hiesigen Recht ein unrechtmäßiger Eingriff in die persönlichen, individuellen Freiheitsrechte und eine Umsetzung richtete sich nicht nur gegen das Recht der Muslime auf freie Religionsausübung, sondern in erster Linie gegen das, sich aus guten Gründen über lange Zeit entwickelte schweizerische Rechtsverständnis. Muslime und Schweizer, Schweizer Muslime, Muslime in der Schweiz wären daher nicht schlecht beraten, sich also von solch schändlichen Machenschaften zu distanzieren.

  1. Mit welchen Befürchtungen/Ängsten beobachten Sie diese Entwicklung in der Schweiz?

So wie 9/11 einen Bruch im Verhältnis zu Muslimen weltweit darstellte, war dies die Annahme der Minarettbauverbotsinitiative in der Schweiz. Gegen Islam und/oder Muslime zu sein, gilt seitdem als „political correct“ und wurde salonfähig gemacht. Dass hierbei in der Regel Sachverhalte verzerrt dargestellt, Wahrheiten zu Halbwahrheiten verkürzt, korrigierende Darstellungen umfänglich unterdrückt werden, zeigt, dass es sich um eine systematisch umgesetzte Strategie gegen die Religion ganz allgemein und gegen den Islam im speziellen handelt. Solange dem normalen Haus- und Sachverstand nicht auch öffentlich und in der Politik wieder zu seinem Recht verholfen wird und weiterhin populistischen Agitatoren zugejubelt wird, wenn sie das zwischenmenschliche Klima im Land vergiften, stehen einer besseren gemeinsamen Zukunft zu viele Ressentiments – in der Zwischenzeit vermehrt auf beiden Seiten – entgegen. In aller Deutlichkeit möchte ich den Lesern ans Herz legen, dass es  differenziertes Denken braucht, um eine Lösung der Problematik und Entspannung zu erreichen.

Ist das Offensichtliche wirklich so schwer als solches zu erkennen, dass das Realverhalten der Menschen meist eines ist, welches eben nicht mit jenem Verhalten gleichgesetzt oder verwechselt werden darf, das über die gerade deshalb erforderliche religiöse Reform angestrebt wird?

Oder – um einige makabre Vergleiche zu ziehen – wäre es denn nicht absurd, das vom Himmel hoch her kommende Geschenk der „christlichen Nation“ USA an die Bewohner Hiroshimas und Nagasakis, das millionenfache gegenseitige Abschlachten der Christenheit zur Zeit des zweiten Weltkriegs, die im „christlichen Abendland“ laufende exportbestimmte Massenproduktion von chemischen Kampstoffen, Land und Tretminen, das zurzeit stattfindende gegenseitige Morden der Muslime im Nahen Osten als christliche oder islamische, religiös begründete Maßnahmen der Nächsten- und Gerechtigkeitsliebe zu interpretieren, um nur bei einigen schauderlichen Beispielen zu bleiben?

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