Vereinigung Islamischer Organisationen:
Der lange Weg zur Integration
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Original Interview von Matthias Scharrer mit VIOZ Sprecher Muhammad HANEL:
Sehr geehrter Herr Hanel,
wie eben besprochen, arbeite ich für die Limmattaler Zeitung an einem Artikel zum Vioz-Jubiläum und wäre froh, wenn Sie heute möglichst bald zurückrufen könnten. Es geht um folgende Fragen:
-Was waren die Gründe für die Vioz-Gründung 1995?
HANEL:
VIOZ wurde 1995 in Stadthaus Zürich geboren. Als Geburtshelfer wirkte Dr. Peter Wittwer, der ehemalige Stadtbeauftragter für Ausländerfragen. Stadt und Kanton brauchten einen Ansprechpartner für Friedhoffragen und die bestehenden vorwiegend ethnischen Verbände haben sich unter der Führung von Dr. Ismail Amin und Dr. Hassan Hatiboglu geeinigt VIOZ als Dachorganisation zu gründen und als Sprachrohr für alle Muslime in Kanton Zürich zu erklären. Dabei gab es drei Hauptziele:
- Friedhöfe bzw. Grabfelder für Muslime zu ermöglichen.
- Die Voraussetzungen für die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen.
- Eine stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen, um Muslime aus den Hinterhöfen zu holen und Stadtbesuchern einen klaren Gebetsort anzubieten.
– Was sind die wichtigsten Errungenschaften aus der 20-jährigen Vioz-Geschichte?
HANEL:
Bei der Friedhof Frage ist einen Durchbruch in Wittikon und Winterthur erzielt worden und das galt als Motivation für die Muslime sich vermehrt für eigene Ziele, aber auch ehrenamtlich für der Gesellschaft zu engagieren.
– Was sind die Ziele von Vioz für die Zukunft?
HANEL:
Vorgesehen für die Zukunft ist, die noch nicht verwirklichten Ziele zu erreichen und das Engagement für die ordentliche Integration der Muslime zu verstärken. Dabei wird auch daran gedacht, einen “Runden Tisch” mit Verantwortlichen der politischen Parteien zu etablieren, um anstehende Fragen, die Muslime und den Islam betreffend, kompetent und sachlich zu besprechen und wahrgenommene Probleme möglichst im Konsens nachhaltig zu lösen.
Sehr geehrter Herr Hanel,
Vielen Dank für Ihr E-Mail. Dazu drei Rückfragen:
- Welche Hürden sind zu überwinden, um die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen – und in welchem Zeitraum könnte dies geschehen?
HANEL:
Bevor die juristische öffentlich-rechtliche Anerkennung zu erlangen ist, hat die gesellschaftspolitische Anerkennung einen bestimmten Grad der wohlwollenden Akzeptanz zu erreichen, Davon sind wir im Augenblick weit entfernt. Vielmehr nimmt die gesellschaftliche Bereitschaft eine muslimische Gemeinschaft öffentlich-rechtlich anzuerkennen drastisch ab. Über einen Zeitraum kann daher nur spekuliert werden. Jedenfalls haben wir in Zürich wahrscheinlich über Jahrzehnte und nicht über Jahre zu reden. - Warum sind die Bemühungen, eine „stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen“, bisher nicht vorangekommen?
HANEL:
Bislang konnte weder ein geeigneter Bauplatz, noch die finanziellen Ressourcen gefunden werden, die einen unabhängigen Betrieb garantieren könnten. - Hat Vioz schon Parteien für den von Ihnen erwähnten „Runden Tisch“ kontaktiert – wenn ja: wie waren die Reaktionen?
HANEL:
Es gab Kontakte bis hin zur Nationalratsebene. Leider, so scheint es, ist man aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, nicht bereit, politische „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Allerdings eines ist klar – und dies entspricht meiner tiefsten Überzeugung. Käme es zu wirklich ernsthaften Gesprächen zwischen Muslimen und namhaften Zürcher Politikern ALLER Parteien, könnte der bereits schmerzhaft empfundenen Ablehnung der Muslime und des Islams nachhaltig, zum Wohle des gesellschaftlichen Friedens in Zürich und darüber hinaus entgegen gewirkt werden.