VIOZ Imamenempfang im Stadthaus ZÜRICH

Wie jedes Jahr kurz vor dem Fastenmonat Ramadan, empfängt der/die Zürcher Stadtpräsident/Stadtpräsidentin die Imame des Zürcher Dachverbands der Muslime zu einem Meinungsaustausch.

Die Rede von Stadtpräsidentin Corine MAUCH ist unter folgendem LINK zu lesen:

Hier die diesjährige Rede der VIOZ, des VIOZ Präsidenten Mahmoud EL GUINDI

VIOZ Rede in Stadthaus am Mittwoch 25.6.2014
anlässlich Ramadan  2014 G / 1435 H
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بسم الله الرحمن الرحيم

Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin Corine Mauch, Frau Stadträtin Claudia Nielson
Sehr geehrte Herrn Stadträte Gerold Lauber, Andreas Türler, Raphael Golta –
Sehr geehrter Herr Christoph Meier
Sehr geehrte Damen und Herren

Gerne möchten wir Ihnen, Frau Mauch, heute zu Ihrer Wiederwahl als Stadtpräsidentin herzlich gratulieren und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg in Ihrem Amt. Doch wollen wir Ihnen nicht nur Erfolg wünschen, sondern hoffen auch zu diesem Erfolg auf die eine oder andere Weise  durch unsere Kooperation beitragen zu können.
Wir bedanken uns auch für die Gelegenheit mit Ihnen und den anwesenden Gastgebern den Beginn des Fastenmonats Ramadan – der in ein paar Tagen beginnt – zu feiern und uns gemeinsam darüber zu freuen.

In wenigen  Tagen ist es aber auch 100 Jahre her, dass der verheerende Funke zum Beginn des ersten Weltkriegs gezündet wurde.
Daher erlaube ich mir, diesbezüglich einige historische Zusammenhänge zum Vortrag zu bringen.

Nach unseren Berechnungen ist der erste Tag des Monats Ramadans am 28. Juni 2014. Auf den Tag genau ein hundert Jahre zuvor, also am 28. Juni 1914, wurde beim Attentat von Sarajevo der österreichische Thronfolger von Mitgliedern der revolutionären Untergrund­organisation Mlada Bosna, die in Verbindung mit offiziellen Stellen Serbiens standen, ermordet. Das Hauptmotiv war die Befreiung Bosnien-Herzegowinas von der Österreich-Ungarischen Herrschaft mit dem Ziel einer Einigung der Südslawen unter der Führung Serbiens.

Aufgrund der Verwerfungen, die der Erste Weltkrieg auslöste, und wegen seiner bis in die jüngste Vergangenheit nachwirkenden Folgen, gilt er als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“.

Bekanntlich steckte im ersten Weltkrieg der Keim für den zweiten Weltkrieg mit all seinen tragischen Folgen. Darin lag aber auch der Keim für jenes Phänomen, welches im Westen islamischer Fundamentalismus genannt wird, der seinerseits wieder wesentlichen Einfluss auf den politischen Islam hatte und damit auch auf die Situation und Befindlichkeit der muslimischen Minderheiten in Europa heute.

Interessant ist die Betrachtung der Rolle der „Minderheiten“ im ersten Weltkrieg und im speziellen Fall der muslimischen Minderheiten und die damit verbundenen Ursachen für das Entstehen des sogenannten „Euro-Islam“ in Europa.

Nachdem Atatürk 1923 nach dem ersten Weltkrieg das „Kalifat“ System abgeschafft hatte, wurde die Organisation der Muslim Brüder 1928 u.a. als Reaktion darauf gegründet, um zu versuchen das daraus entstandene wahrgenommene Vakuum zu füllen.
Dies kann als die Geburtsstunde des oben bezeichneten, sogenannten islamischen Fundamentalismus bezeichnet werden und selbstverständlich auch als Reaktion auf einen gewaltsamen Eingriff in das gesellschaftspolitische Gefüge muslimischer Völker.

Obwohl der erste Weltkrieg vorwiegend ein europäischer Krieg war, haben Muslime in diesem Krieg tatsächlich als Feinde gegeneinander gekämpft!
Während die Türken auf der Seite Deutschlands standen, haben Nordafrikaner auf der Seite von Frankreich und asiatische Muslime auf Seiten Englands gekämpft.
So konnten z.B. auch nordafrikanische Kriegsge­fangenen von türkischen Seelsorgern betreut werden.

In vereinten Kampf mit Frankreich starben insgesamt 70’000 Muslime im Dienste der französischen Streitkräfte, davon alleine 28’000 in der Schlacht um Verdun. Obwohl laizistisch, hatte Frankreich in einem symbolischen Akt nach Kriegsende den Muslimen je einen Quadratmeter pro gefallenen Muslim d.h.  70’000 m² im Pariser „Quartier Latin“ geschenkt, um darauf eine Moschee zu bauen.

Dies erfolgte in Dankbarkeit und Anerkennung für die Leistungen und Opfer der Muslime im ersten Weltkrieg. Die Moschee wurde am 15. Juli 1926 vom damaligen französischen Präsidenten eröffnet. Sie ist als „Monument historique“ eingestuft.
Die Engländer haben den Muslimen, die sie in ihren Kriegshandlungen unterstützt hatten eine Moschee in London geschenkt und Deutschland den Türken eine Moschee in Berlin.

Der sogenannte Euro-Islam war geboren.

Eine durchaus logische, wenn auch etwas provokante Frage, die aus dieser historischen Betrachtung entsteht, lautet daher:

Müssen wir Muslime hier warten, bis die Schweiz einmal einen Krieg zu führen hat (Gott möge dies verhüten),  um sie in diesem Krieg zu unterstützen, um eine „grosse“ Moschee in Zürich zu haben?

Gerade im gesegneten Monat Ramadan nehmen viel mehr Personen als sonst während des Jahres an Gebeten und Anlässen teil und vermissen eine repräsentative Moschee, die Gebetsmöglich­keiten für eine solch grosse Anzahl von Personen bietet und wir hoffen, dass es eben eine solche auch einmal in der Weltstadt Zürich geben wird.
Zürich ist eine schöne, wohlhabende und friedliche Metropole.
Die Muslime hier leisten ihren Beitrag zur Volkswirtschaft und zum Wohl und Wohlstand aller ihrer Bewohner. Wir, die VIOZ als Dachorganisation der verschiedensten muslimischen Vereinigungen und Organisationen, sind der aufrichtigen Ansicht, dass Zürich, sowie die Muslime hier eine schöne und ästhetisch passende, dieser Stadt würdige Moschee verdienen.

Noch ein Wort zum Thema Minarett.

Wenn der Islam für die Schweiz gefährlich wäre, wäre er ihr nicht auch ohne Minarette gefährlich?

Wir respektieren diesen Volksentscheid, doch betrachten ihn deshalb allerdings als irrational.
Er widerspiegelt eine unbegründete Angst vor dem Islam, die wir durchaus ernst nehmen und auch gezielt mit den gesellschaftspolitisch relevanten Kräften in Zürich abbauen wollen. Ein Muslim und eine Muslimin brauchen kein Minarett um in den Himmel, ins Paradies zu kommen. Für die Schweiz ist das Minarett Verbot aber aus unserer Sicht eine schwere Blamage. Auf der ganzen Welt verbieten nur die Schweiz und Nord Korea Minarette.

Alle Moscheen in Europa haben Minarette und die Muslime haben dennoch nicht die Macht in Europa deshalb übernommen. Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass der politische Diskurs um den Islam und die Muslime versachlicht und mit weniger Polemik verbunden wird, sodass die Schweiz wahrhafte Religionsfreiheit, die doch verfassungsmässig garantiert ist, im Rahmen hiesiger Rechtsstaatlichkeit und Ordnung unbeschränkt gewährt.

Ich danke Ihnen

2014-06-25 12.19.58

Mahmoud EL GUINDI VIOZ Präsident

2014-06-25 12.16.55-1

Corinne MAUCH Zürcher Stadtpräsidentin

2014-06-25 12.30.09

Christof MEIER Zürcher Integrationsbeauftragter

Christof MEIER lädt Muslime ein Mitglied im städtischen AUSLÄNDERBEIRAT zu werden – also, bitte melden … 🙂
Bedingungen: Wohnort in Zürich, keine Schweizer Staatsbürgerschaft

Ali Ben Massoud Imam Volketswil

Ali Ben Massoud
Imam Volketswil spricht über die Segnungen des Monats Ramadan

 

Von den Muslimen wurden zu folgenden Themen Fragen gestellt:

Wie kann die Versorgung  Muslime mit HALAL Fleisch verbessert werden?
Welche Besonderheiten sind bei der Kindergartenbewilligung zu beachten?
Wie kann das Spitalseelsorgenetz für Muslime verbessert werden?
Kann die Blockarbeitszeit für Muslime in der Stadtverwaltung am Freitag aufgehoben werden?
Warum gibt es ein VIOZ Vorstandsmonopol? Was tut die Stadt dagegen?
Zur Zürcher Friedhofsverordnung – Änderungen erwünscht *
Zu Maßnahmen der Stadt, um das Muslimsein in Zürich zu einer „Normalität“ werden zu lassen.

* Meine Anfrage betrifft die Zürcher Friedhofsordnung.
Aufgrund aktueller Vorkommnisse in jüngster Vergangenheit stellt sich für die Muslime in Zürich die Frage, was wohl unternommen werden müsste, damit die Züricher Friedhofsordnung – nach dem Vorbild jener in Basel Stadt – derart angepasst wird, dass Muslime, welche im Stadtgebiet Zürich versterben, auch im muslimischen Teil des Friedhofs Witikon  begraben werden können.

Zusatzfrage:
Es sind ca. drei Grabsteine die immer wieder zu Reklamationen der Friedhofsbesucher in Wittikon führen.
Grabsteine die Lebewesen bildlich oder als Skulptur darstellen, trotz der im Merkblatt des Bestattungsamts festgehaltenen Vereinbarung: (In islamischen Kulturen ist es üblich, weder Menschen noch Tiere abzubilden. Arabesken und Pflanzen sind erlaubt)
Unser Leiter der Friedhofskommission Herr Issa Gerber ist jeder Zeit bereit die Trauerfamilie bei der Bestellung von Grabsteinen beratend zu unterstützen, damit so eine Ungereimtheit gar nicht entstehen kann. Nun geht es darum, dass wir eine Lösung finden wie wir solche Probleme umgehen können. Die Stadt hat einen Ansprechpartner in dieser Angelegenheit und sollte dies sollte doch nicht auch genutzt werden?

 

 

 

 

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