ISLAM & STRATEGIE – AKTUELL wie NIE
Muhammad Hanel in der König Faisal Stiftung Basel am 9.12.2010
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STRATEGIE
Strategie bezeichnet eine bestimmte, intelligente, festgelegte und konsequent zu befolgende Vorgangsweise, um ein definiertes Ziel zu erreichen.
Die wesentlichen Werkzeuge strategisch durchgeführten Handelns sind:
eine bewusste AKTION &
eine bewusste REAKTION
Untaugliche Werkzeuge für die Durchführung einer Strategie sind:
Paralysiertes STILLHALTEN oder die Aussetzung jeder Handlung (Perplexität, Lähmung) und
Unkontrollierter REFLEX oder unkontrolliertes Handeln als Reaktion auf eine Konfliktsituation.
Eine Strategie wird im Konfliktfall entwickelt, entweder
um einen Angriff auszuführen (nennen wir dies Aktion)
einem Angriff zuvorzukommen (eine reaktionäre Aktion) oder
einen Angriff abzuwehren (Reaktion).
Strategie im konfliktfreien Raum könnte als:
BENEHMEN, SITTE, TRADITION, RITUAL, VERHALTEN, GESETZ, GEWOHNHEIT
bezeichnet, bzw. erkannt werden.
Der ISLAM – die MUSLIME und STRATEGIE
Bevor wir uns der Entwicklung und Beschreibung einer allgemeinen oder auf bestimmte Vorkommnisse spezifisch bezogenen Strategie zuwenden, mögen einige wesentliche Punkte und Zusammenhänge erläutert werden.
Die Schwierigkeiten welche sich der Islam ganz allgemein in der heutigen Zeit, global gegenübersieht, haben im Wesentlichen ihre Ursache im kollektiven Missverständnis bezüglich der Ziele des Islams, wenn wir Muslime nach Ursachen zu suchen bei uns selbst beginnen.
Die Nichtbeachtung, das Vergessen des korrekten islamischen Zieles lässt die Muslime weder eine gemeinsame erfolgreiche Strategie entwickeln, noch, selbst bei Vorhandensein einer korrekten Strategie, aufgrund der „Zielunschärfe“, diese erfolgreich zur Anwendung bringen.
Wie von einigen Muslimen besorgt bemerkt wurde, haben die Muslime zurzeit offensichtlich nur zwei Handlungsmöglichkeiten.
Egal was sie tun, ob sie agieren, ob sie reagieren, entweder „sie machen es falsch oder sie machen es falsch“.
Für uns hier in der Schweiz ist allerdings einzig und allein relevant, ob die muslimischen Gesellschaften, Organisationen und Gemeinschaften es zuwege bringen, erstens eine machbare, zeitgemäße und korrekte, für sie alle erfolgreiche, gemeinsame Strategie überhaupt erarbeiten zu können und zweitens, diese auch konsequent umzusetzen.
Dafür ist es vor allem unabdingbar, die ZIELE des ISLAMS einfach, verständlich und verbindlich nochmals zu formulieren und einander in Erinnerung zu heben.
STRATEGISCHES ZIEL des ISLAM/der MUSLIME
Bevor wir uns der Darstellung des strategischen Ziels des Islams zuwenden, darf festgestellt werden, dass es traurige Tatsache zu sein scheint, dass die Muslime das von Gott vorgegebene religiöse Ziel mit jenem vertauscht haben, welches die Glaubensverweigerer für sich selbst definiert haben und darüber hinaus, die Muslime sich mit größtem Bemühen anstrengen, diesen Shirk (diesen Dienst, dem Götzen namens „MACHT“ gewidmet. Audhu bil’Lahi mina ash Shaiytani rajim. Vor dieser verteufelten Irrung möge Gott uns bewahren.
Der kapitalistische Westen strebt heute unverkennbar danach, seine globale, ja hegemoniale Vormachtstellung zu verteidigen und weiter auszubauen, wobei kaum ein Zweck oder Mittel tabu zu sein scheint, nach dem Motto:
„Mein Zweck heiligt meine Mittel.“
Auch die Mehrheit der Muslime scheint, wie vom Teufel geblendet, der eigenartigen Auffassung, dass es ihre, von Gott gewollte, heilige Aufgabe sei, die Macht, wie oben beschrieben, auf Erden zu erringen, darin mit den Nichtmuslimen zu wetteifern und dabei erwähnten Wahlspruch umzusetzen.
Dies ist gewiss eine falsche, von den islamischen Glaubensgrundsätzen nicht abgedeckte, verblendete, egozentrische Auffassung, welche den absoluten Vorschriften Allahs zuwider läuft und mit aller Kraft und Anstrengung bekämpft werden muss und tatsächlich bis zum Ende der Zeiten auch wird. Denn sie bedient polarisierenden Dualismus. Diese Einstellung, dieses verzerrte Glaubenskonzept führt geradewegs in den Krieg zwischen egomanischen, „einäugigen“ Menschengesellschaften und hat nichts, rein gar nichts mit einem gerechten kleinen oder gar großen Dschihad zu tun.
Harte Worte? Wahre Worte – bi ithni Allah!
Dieses, dem Islam konträre Denken hat seinen Ursprung in der von Mushrikin, zu Deutsch „Götzendienern“, übernommenen falschen, auf das eigene Ich hin konzentrierten, hochmütigen Meinung zu glauben, der Mensch wäre die „Krone der Schöpfung“, die „beste Schöpfung“.
Doch Allah, Gott sagt vielmehr im Qur’an:
Wahrlich, die Schöpfung der Himmel und der Erde ist größer als die Schöpfung der Menschen; allein die meisten Menschen wissen es nicht. [40:57]
Wahr ist vielmehr, dass der Mensch das meist bevorzugte Wesen der Schöpfung, nicht das beste ist. Kein Grund zu stolzem Hochmut, sondern für Dankbarkeit und Demut!
Der Ursprung solch falschen Denkens liegt in der Einbildung der niederen Triebseele – etwas für sich SELBST erringen, erreichen, erkämpfen zu müssen.
Nirgendwo befiehlt Allah, der Erhabene, den Muslimen, sie, die Muslime müssten den Sieg erringen. Sie müssten den Sieg für sich selbst erringen.
Vielmehr sagt Allah im Qur’an:
Und Allah wird gewiss dem zum Sieg verhelfen, der für Seinen Sieg eintritt. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben. [22:40]
Die meisten Menschen, selbstverständlich auch die Muslime, haben ein sehr oberflächliches Verständnis und verstehen den obigen Vers lieber als:
Und Allah wird gewiss dem zum Sieg verhelfen, der für seinen Sieg eintritt. Allah ist wahrlich Allmächtig, Erhaben. [22:40]
Ein nicht zu hörender, fast nicht zu bemerkender Unterschied, aber vollständig konträr in der Bedeutung!
Das Ziel im ISLAM ist es nicht, dass die Muslime die Nichtmuslime besiegen müssten. Nein!
Nicht die Muslime stehen im Mittelpunkt. Sondern –
Die Religion ist es – die es zu verwirklichen gilt. Das Erkennen und die Befolgung wahrer Religion ist das Ziel – der Wille Gottes. Die Strategie der Muslime hat sich am Erfolg der Religion auszurichten, nicht an einem, ihrem persönlichen Sieg.
Wahre Religion für SICH selbst zu erreichen, zu verinnerlichen und in Deutlichkeit und beispielhafter Reinheit darzustellen, sind die Anstrengungen des Gläubigen zu widmen und strategisches Ziel des Muslims.
Allah, Gott sagt im Qur’an:
Allah hat für euch die Religion auserwählt, deshalb sterbt nicht anders als (Allah) ergeben zu sein.“ [2:132]
So erklärt sich der große Dschihad des Muslims, um diese Ergebenheit hat er sich zeitlebens zu bemühen und deswegen ist demjenigen, der in dieser Absicht, in dieser Bemühung stirbt, die Belohnung Gottes, das Paradies sicher.
Denn was wirklich bedeutet dieser Aufruf zur Ergebenheit anderes, als – sich als Geschöpf zu erkennen, welches seine Existenz einem Erhabenen Schöpfer verdankt und in Folge dessen diese Erkenntnis aufrichtig zu verinnerlichen und konsequent im Außen umzusetzen!
Der Mensch wird seine Würde und Freiheit erst dann erlangen, wenn er sich als Diener des Allmächtigen zu sehen wünscht und niemandem mehr zu dienen braucht, als seinem Herrn, Schöpfer und Erhalter.
Die Freiheit des Menschen liegt nicht im Lossagen von aller Abhängigkeit – sondern in der bewussten und freiwilligen Entscheidung von WEM man abhängig zu sein wünscht. Und welche Abhängigkeit gewährte mehr Freiraum, als jene vom Herrn und Schöpfer aller Welten?
Allah sagt im Qur’an:
Und kämpft gegen sie, bis es keine Unterdrückung (mehr) gibt und die Religion Gott gehört [2:193]
Und wenn sie jedoch zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Allah.
Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende. [8:61]
Allah sagt nicht:
Und kämpft gegen sie, bis ihr sie besiegt habt und euch ihre Habe und sie euch als Sklaven gehören.
Der Islam strebt in Wahrheit nicht danach, die allen Glauben Verweigernden zu vernichten – auch nicht danach, alle Menschen durch militärische Unterwerfung zur Unterwerfung unter den Willen Gottes zu zwingen. Nein! Das Ziel des Islams ist es, die Unwissenheit zu besiegen, die Unterdrückung, die Verirrung zu beenden – der Islam – so eigenartig dies für Viele klingen mag – kämpft für die Freiheit, jeden Menschen seinen Glauben frei und bewusst wählen zu können.
Allah sagt:
Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass Er sie über jede andere Religion siegen lasse. Und Allah genügt als Zeuge. [48:28]
Allah sagt nicht:
Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf dass Er die Muslime über alle anderen Menschen siegen lasse. Und eure Schriftgelehrten und alten Asketen genügen als Zeugen.
Allah sagt vielmehr:
Sie haben sich ihre Schriftgelehrten und Mönche zu Herren genommen außer Allah; und den Messias, den Sohn der Maria. Und doch war ihnen geboten worden, allein den Einzigen Gott anzubeten. Es ist kein Gott außer Ihm. Gepriesen sei Er über das, was sie (Ihm) zur Seite stellen! [9:31]
Es ist nicht der MENSCH und sein Sieg, der dem Muslim als Ziel vorgegeben ist, es sei denn seine eigene Läuterung.
Es ist die Religion und ALLAHS Sieg, um welchen die Muslime sich zu bemühen haben.
Mit der Erlaubnis Gottes – denn von Ihm kommt die Rechtleitung und der Erfolg, wurde – so Gotte es will – nun wenigstens im Ansatz deutlich gemacht, in welcher Hinsicht Muslime ihr primäres Ziel neu fassen mögen. Ohne dieses Ziel korrekt vor Augen zu haben, kann keine noch so gute auf das Diesseits gerichtete Strategie, kein strategischer oder selbst ballistischerer Ablauf das richtige Ziel (nämlich das Wohlgefallen Gottes und die Zufriedenheit seines Dieners) treffen oder den erwünschten Erfolg bringen.
Und wenn ihr (Ihm) den Rücken kehrt, so wird Er ein anderes Volk an eure Stelle setzen; und sie werden nicht so sein wie ihr. [47:38]
AKTION & REAKTION
Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion, diese beiden Elemente in strategischem Handeln wirken nur dann strategisch, wenn sie bei ihrer Umsetzung zielgerichtetem, menschlichem Willen unterstellt sind.
Reflexhaftes Handeln oder paralysiertes Nichthandeln entbehren der aktiven strategischen Komponente (auch wenn diese beiden durchaus sinnvoll in strategische Überlegungen in Bezug auf des Gegners Handeln mit einzubeziehen sind).
Wichtig zu verstehen ist auch, dass das die beiden Komponenten des zwillingsgleichen Ablaufpaars AKTION & REAKTION in der Zuordnung zu bestimmten Handlungen austauschbar sind. Je nach Betrachtung ist ein und dieselbe Handlung (selbst im gleichen Handlungsablauf) einmal als Ursache/Aktion – einmal als Wirkung/Reaktion aufassbar.
Dies ist keine Wortspielerei oder Spitzfindigkeit, sondern kann in jedem Konfliktfall beobachtet werden, in welchem die jeweiligen Kontrahenten jeweils den anderen bezichtigen, mit der feindseligen Handlung/Haltung begonnen zu haben. „Du hast angefangen – Nein, Du!“
Jeder beschreibt seine Handlung infolge als gerechtfertigte RE-AKTION.
So wie es kaum eine endgültige Antwort darauf geben kann, ob die Henne die Ursache für das Ei oder das Ei für die Henne wäre, gilt dies auch für den Ablauf von Ursache und Wirkung. Eine Aktion als Wirkung einer Gegebenheit wird zur Ursache für eine weitere Handlung, die wiederum zur Ursache für eine Folgewirkung wird usw.
Maßgebend bei der Bestimmung strategischer Abläufe ist die Festsetzung des Handlungsbeginns. Tatsächlich ist es der Wille des Strategen, also eine willkürliche Entscheidung, welche jeden Handlungsablauf in zerlegbare „Aktion und Reaktionskomponenten“ gliedert.
Dem Willen geht allerdings noch die Erkenntnisfähigkeit voraus. Jene Sensibilität, ein Ereignis als den Beginn einer Aktions-Reaktionskette rational zu erfassen.
Dies heißt mit anderen Worten, dass grundsätzlich jener der bessere Stratege ist, der früher als der andere erkennt, dass ein gewisser Automatismus Handlungsabläufe zu bestimmen begonnen hat.
Was bedeutet dies für den Muslim?
Wenn der Wille als Beginn strategischen Handelns feststeht, so ist klar, dass die Muslime dabei nicht ihren eigenen, sondern den Willen Gottes als Ausgangspunkt strategischen Denkens und Handelns zu nehmen haben. Sein Wille ist der Ausgangspunkt, natürliche Orientierung allen Seienden, wie auch das legitime Ziel islamisch, muslimisch strategischen Handelns.
Je früher der Mensch daher den Willen Gottes in einem Sachverhalt erkennt, diesen Sachverhalt als positiv, also von Gott gewollt setzt, umso besser ist er in der Lage, den weiteren Verlauf zu manipulieren, zu steuern und zu kontrollieren. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Sachverhalt vom Menschen gut geheißen wird oder nicht, ob er ihm gefällt oder nicht. Alles hat seine ursprüngliche Ursache im Willen Gottes und muss als Prüfungen von Gott erkannt werden. Das Gute, das Schlechte, die Belohnung, die Strafe, das Glück, das Leid, die Niederlage, der Sieg usw.
Im rechten Verständnis dieses Punktes liegt möglicherweise das Geheimnis einer erfolgreichen Strategie.
Der Gegebenheit eines Sachverhalts in einer Haltung der ANNAHME, nicht der ZURÜCKWEISUNG zu begegnen und in der Erkenntnis, dass in jeder Sachlage sowohl Komponenten enthalten sind, welche dem gewünschten Ziel entsprechen und verstärkt werden sollen, als auch solche, welche ihm entgegenstehen und daher besser ausgelöscht werden sollen.
Um ein geflügeltes Wort zu verwenden darf gesagt werden:
Meisterschaft besteht nicht in sonderlichem Träumen, der Projektion eigensinniger Vorstellungen und phantastischen Wünschen oder in der Führung eines außergewöhnlichen Lebens, sondern in der Verwendung höherer, überlegener Kräfte gegen die niedrigeren und darin, dass man dem Unerträglichen niedrigerer Ebenen durch Schwingung auf der höheren entgeht. Umwandlung, nicht anmaßende Verneinung ist die Waffe des Meisters. (Kybalion)
In der Beachtung und Umsetzung dieser Feststellung liegt z.B. der Erfolg höchst ausgebildeter asiatischer Kampfeskunst. Die von Außen anstürmende Gewalt wird nicht verneint, ihr wird nicht in blindem Opportunismus, emotionaler Ablehnung oder Zorn entgegengetreten, um sich an Härte, Kraft und Zerstörungsgewalt mit ihr zu messen. Sie wird verstanden, erkannt und angenommen – in die eigene Sphäre hereingenommen, ihre Schwingung zunächst übernommen, um diese dann in eine weitere zu transformieren und sie mit diesem neuen Schwung ins gewünschte Ziel zu lenken. Kam sie als Aggression wird sie eventuell auf den Urheber zurückgelenkt oder gegen z.B. eine Wand und so gestoppt. Kam sie als positiver Anstoß, wird sie mit der eigenen Kraft vereint und auf das gemeinsam zu Erreichende hin gehoben.
Mit etwas Verstand betrachtet, wird möglicherweise erkennbar, dass es im allgemeinen nur diese Strategie des Handelns ist, welcher die qur’anische Vorschrift tatsächlich umsetzbar macht:
Die Vergeltung für eine Übeltat soll ein Übel gleichen Ausmaßes sein;…
Erst durch die Zurücknahme des eigenen Zornesmuts und durch nur die Zurücklenkung der fremden Aggression auf den Urheber wird die Vergeltung im gleichen Ausmaß möglich. In anderem Falle ist die zu Gefahr groß, Übles mit noch größerem Übel zu vergelten. Und dazu sagt Allah:
… helft einander in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit; doch helft einander nicht in Sünde und Übertretung. Und fürchtet Allah; denn Allah ist streng im Strafen. [5:2]
Wahrlich, Er liebt die Übertreter nicht. [7:55]
… dessen Lohn aber, der vergibt und Besserung bewirkt, ruht sicher bei Allah. Wahrlich, Er liebt die Ungerechten nicht. [42:40]
Um islamisches strategisches Handeln überhaupt umsetzen zu können, ist es daher erforderlich, das Übel bewerten und ermessen zu können, damit nicht eine Unverhältnismäßigkeit in der Vergeltung geschieht und dadurch in Wahrheit letztlich das Opfer zum gottverfluchten Täter wird und eine kaum zu durchbrechende Kette von Vergeltung und Wiedervergeltung und neuerlicher Vergeltung im Feuer der Rache geschmiedet wird, welche alle positiven menschlichen Kräfte niederhält.
Islamisch festgelegt gilt folgende, der Stärke nach aufsteigende Abstufung, um das Üble abzuwenden:
- Der Gedanke
- Das Wort
- Die Tat
Dies bedeutet, dass ein schlechter Gedanke nicht durch ein schlechtes Wort vergolten wird. Ein schlechtes Wort nicht durch eine schlechte Tat. Sondern, die schlechte Tat durch eine Tat gleichen oder geringeren Ausmaßes oder einem entsprechendem Wort oder Gedanken. Ein schlechtes Wort, mit einem Wort gleichen Maßes, einem besseren oder einem entsprechenden Gedanken.
Das von Osmanen bekannte, umgesetzte heißblütige Wort: „Tust du mir Schlechtes, so zahle ich es Dir zehnfach heim“, war einer der großzügigen Beiträge zum endlichen Niedergang der muslimischen staatlichen Ordnung, denn Allah wiederholt und wiederholt im Qur’an:
Die gute Tat ist der schlechten nicht gleichzustellen. Erwidere die schlechte, die dir geschieht, mit einer besseren! So wird derjenige, mit dem eine Feindschaft bestand, zu einem engen Freund. [41:34]
und weiter,
Diese werden ihren Lohn zweimal erhalten, weil sie geduldig waren und das Böse durch das Gute abwehrten und von dem spendeten, was Wir ihnen gegeben hatten. [28:54]
und weiter,
Wer Gutes vollbringt, soll Besseres als das erhalten; wer jedoch eine böse Tat vollbringt – jene, die böse Werke tun, sollen nur gemäß dem belohnt werden, was sie getan haben. [28:84]
und weiter,
Wer Böses tut, dem soll nur mit Gleichem vergolten werden; wer aber Gutes tut – sei es Mann oder Frau und dabei gläubig ist -, diese werden ins Paradies eintreten; darin werden sie mit Unterhalt versorgt werden, ohne dass darüber Rechnung geführt wird. [40:40]
Damit ist klar gemacht, dass z.B. auf eine wörtliche oder schriftliche Beleidigung im höchsten Falle eine gleiche als Vergeltung zugestanden ist. Ein tätlicher Angriff als Entgegnung, darf zu Recht als Übertretung der Vorschriften Gottes bezeichnet werden.
Diese Ausführungen sind angelegt, um für jeden Angriff gegen das Gut, Blut und die Würde des Menschen, der Muslime, mit der Hilfe Gottes, eine IHM gefällige Strategie zu entwickeln, diesen Angriff nicht nur abzuwehren, sondern einen solchen auch für die Zukunft weitestgehend zu verhindern – indem das Verwerfliche in Verhältnismäßigkeit bloßgestellt wird.
Dies kann z.B. dadurch geschehen, dass man sich in folgenden Fertigkeiten übt:
- GLEICHES denken zu lernen, zu sprechen und letztlich zu tun;
- durch ANNAHME jegliche negative Gewalt auf ihren Urheber zurückzulenken;
- positive Gewalt zu verstärken.
- Denken, Sprechen und Tun auf den ewig gültigen Vorschriften Gottes, der Vernunft, Einsicht und Weisheit GRÜNDEN und sich an gegenseitiger Beratung und Unterweisung erfreuen.
Dies sei mein vorläufiger Beitrag zur Strategiediskussion der Muslime in der Schweiz.
Hanel 2/2006 – 2009
Mit einem PS zum Krieg der Karikaturen, der offenbar neu aufgelegt werden soll:
Wer neuerdings eine Karikatur mit einer Karikatur der Religion bekämpfen möchte, darf sich auf einen langen Krieg einstellen, wovor uns Gott bewahren möge!
Und wer mit einer Karikatur des Rechts, dieses bewahren möchte, darf sich gleichermaßen für einen endlosen Krieg einrichten, wovor uns Gott ebenfalls bewahren möge!
Das gleiche gilt auch für einen Krieg gegen den Terror.
Ein Krieg der nie gewonnen werden kann – den nur alle verlieren können – gibt es doch niemanden, der besiegt werden und niemanden der kapitulieren könnte … wer hat daran schon gedacht?
Ich ende mit einem Zitat aus dem Qur’an:
Wollt ihr den Menschen Aufrichtigkeit gebieten und euch selbst vergessen, wo ihr doch das Buch lest! Habt ihr denn keinen Verstand? [2:44]
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