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Islam-Vertreter wünschen sich mehr Austausch statt Verbote

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Islam-Vertreter wünschen sich mehr Austausch statt Verbote

Artikel in der Limmattaler Zeitung – VIOZ Interview

Sehr geehrter Herr Krebs (Tagesanzeiger)

Aus Österreich und aus dem Krankenbett nur kurz:

– Stellen Gesichtsschleier in der Schweiz ein Problem dar?
HANEL:
Nein – kein objektives Problem, da für die amtliche Identitätsprüfung der Niqab vorübergehend gelüftet wird und auch – Gott sei Dank – keine muslimische Frauen bislang auf Demonstrationen als vermummte Steinewerfer ausgemacht werden konnten.


       Was für eine Gesinnung steckt hinter der Initiative?
HANEL:
Es darf mit Recht angenommen werden, dass es sich hier um eine weitere populär populistische Aktion gegen Islam und Muslime handelt.

       Wie steht die VIOZ zur Initiative?
HANEL:
Da es bedauerlicherweise KEINE direkten Kontakte zu den Initianten und den unterstützenden Parteien gibt, um die verschiedenen  dringenden Angelegenheiten persönlich, wie es unter verantwortungsbewussten Staatsbürgern eigentlich sein sollte, zu besprechen – mit großem Bedauern und etwas Unmut. Ich vermisse es sehr, dass die politischen Parteien es bislang nicht wagten, auf den seit Jahren vorgetragenen Vorschlag einzugehen, regelmässige Treffen zu vereinbaren, an welchem je ein offiziell nominierter Vertreter der relevanten politischen Parteien und mindestens ein muslimischer Vertreter die anstehenden Problematiken besprechen und sukzessive Lösungsvorschläge einbringen, gemeinsam debattieren und anschließend ihren Gesellschaften zur Begutachtung vorlegen. DAS wäre ein der Schweiz würdigeres Vorgehen, als ständig aus der eigenen Ecke dem sozialen Frieden querzuschießen.

MfG Hanel

Interview zum 20-jährigen VIOZ Jubiläum

Vereinigung Islamischer Organisationen:
Der lange Weg zur Integration

Link zum Zeitungsbeitrag Limmattaler Zeitung
Hier geht’s zur Druckversion

Original Interview von Matthias Scharrer mit VIOZ Sprecher Muhammad HANEL:

Sehr geehrter Herr Hanel,
wie eben besprochen, arbeite ich für die Limmattaler Zeitung an einem Artikel zum Vioz-Jubiläum und wäre froh, wenn Sie heute möglichst bald zurückrufen könnten. Es geht um folgende Fragen:

-Was waren die Gründe für die Vioz-Gründung 1995?

HANEL:
VIOZ wurde 1995 in Stadthaus Zürich geboren. Als Geburtshelfer wirkte Dr. Peter Wittwer, der ehemalige Stadtbeauftragter für Ausländerfragen. Stadt und Kanton brauchten einen Ansprechpartner für Friedhoffragen und die bestehenden vorwiegend ethnischen Verbände haben sich unter der Führung von Dr. Ismail Amin und Dr. Hassan Hatiboglu geeinigt VIOZ als Dachorganisation zu gründen und als Sprachrohr für alle Muslime in Kanton Zürich zu erklären. Dabei gab es drei Hauptziele:

  • Friedhöfe bzw. Grabfelder für Muslime zu ermöglichen.
  • Die Voraussetzungen für die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen.
  • Eine stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen, um Muslime aus den Hinterhöfen zu holen und Stadtbesuchern einen klaren Gebetsort  anzubieten.

– Was sind die wichtigsten Errungenschaften aus der 20-jährigen Vioz-Geschichte?

HANEL:
Bei der Friedhof Frage ist einen Durchbruch in Wittikon und Winterthur erzielt worden und das galt als Motivation für die Muslime sich vermehrt für eigene Ziele, aber auch ehrenamtlich für der Gesellschaft zu engagieren.

Was sind die Ziele von Vioz für die Zukunft?

HANEL:
Vorgesehen für die Zukunft ist, die noch nicht verwirklichten Ziele zu erreichen und das Engagement für die ordentliche Integration der Muslime zu verstärken. Dabei wird auch daran gedacht, einen “Runden Tisch” mit Verantwortlichen der politischen Parteien zu etablieren, um anstehende Fragen, die  Muslime und den Islam betreffend, kompetent und sachlich zu besprechen und wahrgenommene Probleme möglichst im Konsens nachhaltig zu lösen.

Sehr geehrter Herr Hanel,
Vielen Dank für Ihr E-Mail. Dazu drei Rückfragen:

  1. Welche Hürden sind zu überwinden, um die öffentlich-rechtliche Anerkennung zu schaffen – und in welchem Zeitraum könnte dies geschehen?

    HANEL:
    Bevor die juristische öffentlich-rechtliche Anerkennung zu erlangen ist, hat die gesellschaftspolitische Anerkennung einen bestimmten Grad der wohlwollenden Akzeptanz zu erreichen, Davon sind wir im Augenblick weit entfernt. Vielmehr nimmt die gesellschaftliche Bereitschaft eine muslimische Gemeinschaft öffentlich-rechtlich anzuerkennen drastisch ab. Über einen Zeitraum kann daher nur spekuliert werden. Jedenfalls haben wir in Zürich wahrscheinlich über Jahrzehnte und nicht über Jahre zu reden.
  2. Warum sind die Bemühungen, eine „stadtwürdige Moschee in Zürich zu bauen“, bisher nicht vorangekommen?

    HANEL:
    Bislang konnte weder ein geeigneter Bauplatz, noch die finanziellen Ressourcen gefunden werden, die einen unabhängigen Betrieb garantieren könnten.

  3. Hat Vioz schon Parteien für den von Ihnen erwähnten „Runden Tisch“ kontaktiert – wenn ja: wie waren die Reaktionen?

    HANEL:
    Es gab Kontakte bis hin zur Nationalratsebene. Leider, so scheint es, ist man aus Gründen, über die man nur spekulieren kann, nicht bereit, politische „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Allerdings eines ist klar – und dies entspricht meiner tiefsten Überzeugung. Käme es zu wirklich ernsthaften Gesprächen zwischen Muslimen und namhaften Zürcher Politikern ALLER Parteien, könnte der bereits schmerzhaft empfundenen Ablehnung der Muslime und des Islams nachhaltig, zum Wohle des gesellschaftlichen Friedens in Zürich und darüber hinaus entgegen gewirkt werden.

BMK & öffentlich rechtliche Anerkennung

Sehr geehrter Herr Hanel

Momentan studiere ich Recht an der Universität Fribourg.
Ich schreibe meine Masterarbeit im Bereich der öffentlich-rechtlichen Anerkennung von jüdischen und islamischen Religionsgemeinschaften im Kanton Basel-Stadt.
In einem Teil meiner Arbeit untersuche ich, ob die BMK die Voraussetzung für eine kantonale Anerkennung im Kanton Basel-Stadt erfüllt. Ich wurde von Herr Karatekin gebeten, Sie diesbezüglich zu kontaktieren. Könnten Sie sich vorstellen noch heute ein Telefoninterview mit mir zu führen? Es würde nicht länger als 30 Minuten dauern.

Mit freundlichen Grüssen
Vania

    1. Inwiefern kann der BMK eine genügend grosse gesellschaftliche Bedeutung zugemessen werden?

      Durch ihr seit beinahe 20-jähriges Bestehen (Gründung 1997) und der Übernahme unterschiedlicher Aufgaben und Tätigkeiten* kommt der BMK eine grosse gesellschaftliche Bedeutung zu, besonders in den Bereichen Integration, gesellschaftlicher Dialog und Aufrechterhaltung des Religionsfriedens.

      * Einige Aufgaben und Tätigkeiten der BMK.
      – Ansprechpartner bei Fragen im Zusammenhang mit dem Islam gegenüber den Behörden, der
      Öffentlichkeit und den Medien.

      – Schnittstelle zwischen islamischen Organisation und Behörden auf Bundes-, Kantonal- und
      Gemeindeebene.
      – Förderung einer positiven Präsenz der Muslime und einer von allen Seiten akzeptablen
      Integration der islamischen Gesellschaft in die hiesige Gesellschaft.
      – Kontakte zu muslimischen Organisationen im nationalen und internationalen Bereich
      – Förderung und Führung des Interreligiösen Dialogs und des Runden Tisches.

    2. Die Religionsgemeinschaft sollte eine gewisse Grösse aufweisen, damit man diese anerkennen kann. Was ist die effektive Mitgliederzahl der BMK?

      Der BMK gehören 22 Mitgliedervereine und Stiftungen an. Die Mitgliederzahl, die derart der BMK verbunden sind und sich aus den Mitgliederzahlen der angeschlossenen Organisationen ergibt, beträgt in etwa 2200 Aktivmitglieder plus deren Familienangehörigen.

    3. Inwiefern trägt die BMK zur Respektierung des Religionsfriedens und der Rechtsordnung bei?

      Die BMK versteht sich als typisch schweizerische Organisation, ist als Verein nach dem ZGB organisiert und bezieht ihre Identität und Handlungsrichtlinien aus dem umfänglichen Bekenntnis zur Schweizer Rechtsordnung und gestaltet ihre Aktivitäten gemäss dieses Bekenntnisses.

    4. Wie ist die Finanzverwaltung der BMK ausgestattet?

      Die Finanzverwaltung ist gemäss den, für Schweizer Vereine gesetzlich geforderten Richtlinien gestaltet und erfüllt somit alle juristischen Erfordernisse. Die Einkommen der BMK setzen sich zusammen aus je 200.- CHF Mitgliedsbeiträge der Vereine, Spenden und Gönnerbeiträge. Hinzu kommen noch Einkünfte aus Veranstaltungen, welche allerdings gerade wieder für die Finanzierung dieser Veranstaltungen verbraucht werden.

    5. Wie gestaltet sich der Austritt aus einer islamischen Religionsgemeinschaft? Was für einen Beitrag leistet die BMK dazu bei?

      In diesem Zusammenhang verweise ich Sie auf ein Interview, welches ich der NZZ zum Thema gegeben habe.
      https://hanelislam.com/2015/01/28/steiniger-weg-zur-offentlich-rechtlichen-anerkennung/
      Ein muslimischer Verein in der Schweiz ist eine zivile juristische Person und daher der Schweizer Gesetzlichkeit unterworfen. Es stellt also grundsätzlich überhaupt kein Problem dar – weder juristisch noch theologisch – einem muslimischen/islamischen Verein oder einer muslimischen Gemeinschaft, welche nach öffentlich rechtlicher Anerkennung strebt oder diese bereits genießt, beizutreten und/oder diese wieder zu verlassen.

    6. Was sind die Vorteile dieser Anerkennung?

      Ein auf Sachlichkeit und rechtsstaatlich unzweifelhaftes und ordentlich ausgerichtetes Verhältnis der muslimischen Gemeinschaft zur Mehrheitsgesellschaft.

Dschihad & Muslime – ein Radio Interview, das nicht on-air ging

Diese Anfrage vom SRF (Schweizer Rundfunk und Fernsehen) wurde beantwortet und doch ging das Interview nicht on-air.

Die Begründung:
Ich zog mein Einverständnis zurück, da nur ein einziger Satz gesendet worden wäre (siehe rote Kennzeichnung) und – das ist wesentlich – die die Wortwahl der Frage derart geändert wurde, dass meine Antwort einen Kontext untermauert hätte, den ich nicht mittrage(n kann, soll, darf und will).
Der 40 minütige Disput mit dem leitenden Redakteur, der unbedingt eine Freigabe erwirken wollte – blieb aus Gründen, de ich gerne in einem „MEDIENSEMINAR im Umgang mit MUSLIMEN“ für Journalisten erläutere … ein LEHRSTÜCK!

Es gibt zwei Varianten. Die ursprüngliche (ganz unten) und die verkürzte darüber.

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Guten Tag Herr Hanel

Wie besprochen sende ich Ihnen einige Fragen zur Problematik, dass offenbar verschiedentlich Jugendliche aus dem Raum Zürich in den Dschihad gereist sein sollen.

–       Wie steht die Vioz zum Dschihad, z.B. in Syrien im Allgemeinen?

Der Begriff Dschihad wird in seiner umfänglichen Bedeutung meist missverständlich und einseitig fokussiert gebraucht. Daher im Namen der VIOZ zur Erinnerung:

In erster Linie bezeichnet dieser Fachausdruck die Bemühung der Menschen ihre eigene Triebseele zu beherrschen – oder umgangssprachlich gesagt, den „inneren Schweinehund“ unter Kontrolle zu bringen.

Erst in zweiter Linie bezeichnet dieser Begriff eine kriegerische Auseinandersetzung.

Die VIOZ stellt hiermit erneut unmissverständlich klar, dass sie sogenannte „dschihadistische“ Ideologien und daraus resultierende Handlungen ganz allgemein und im Zusammenhang mit den Vorgängen in Syrien oder sonst wo auf der Welt grundsätzlich ablehnt.

Im Übrigen ist der Begriff im zeitgemäßen globalen politischen Kontext unter den muslimischen Gelehrten in Bezug auf die Gültigkeit seiner Umsetzung höchst umstritten.

–       Offenbar sollen Jugendliche gezielt für den Dschihad angeworben werden, zum Teil soll diese Anwerbung auch in Moscheen stattfinden: Ist Ihnen dieses Problem bekannt?

Junge Menschen für kriegerische Auseinandersetzungen in der Moschee anzuwerben ist in der Schweiz bestimmt kein Unternehmen, welches mit dem Wissen der Moscheeverantwortlichen durchgeführt wird, ohne sofort gestoppt und verboten zu werden.

Eine Moschee ist allerdings nicht nur ein Ort religiöser Erbauung, sondern auch öffentlicher sozialer Treffpunkt an welchem über alles, sozusagen über Gott und die Welt gesprochen wird. Dass auch in Moscheen, wie an sonst jedem anderen beliebigen Ort Kontakte mit höchst unterschiedlichen Motivationen geknüpft werden können, (kann, darf und) sollte von keiner vernünftigen Person negiert werden.

–       Die Moscheen sagen stets, sie wüssten nichts davon oder sie geben gar keine Auskunft, Imame oder andere Verantwortliche sind nicht erreichbar: Verschliessen sie da zu fest die Augen, bräuchte es ein Umdenken?

Es scheint wirklich so zu sein, dass die Medien über die aktuellen Vorfälle in der Schweiz früher und besser informiert sind, als die Muslime selbst. Eigentlich kein Wunder, da die Haltung der Imame, der Moscheevereinsführung und der VIOZ klar ist. Daher werden Personen, welche sich als Rekrutierer für ausländische Kriegs- oder terroristische Handlungen betätigen möchten, nicht augenfällig agieren.

Dass die Muslime sich vermehrt weigern, den Medien Auskünfte zu geben ist einfach erklärt. Die Medien beherrschen jedenfalls den kompetenteren Umgang mit der Sprache und üben zusätzlich durch ihr mehrheitlich selektives, willkürliches und verkürztes Zitieren ursprünglicher Aussagen ihre Macht gesellschaftlicher Beeinflussung auf eine Art und Richtung aus, welche die Muslime nicht zu unterstützen bereit sind.
(Nachträgliches Kommentar: ein Umstand, der sich gerade bei diesem Interview wieder bewahrheitet hat 😦 )0

Ein Umdenken muss tatsächlich stattfinden. Und zwar in der ganzen Gesellschaft – es geht also vielmehr um das ÖFFNEN der Augen jener Tatsache gegenüber, dass nicht die Muslime oder deren Moscheen die erste Ursache für höchst schädliche Entwicklungen und in das Zentrum der Beachtung medialer und somit gesellschaftlicher Verdächtigung und Verursachung gerückt werden. Die Thesen von Jürgen Todenhöfer (nachträglich eingefügt: und die These, dass die militärischen Drohnen über muslimischen Ländern die besten Rekrutierer für den „islamistischen Dschihad sind,) dürfen in diesem Zusammenhang studiert werden!

–       Von Fachstellen wird bemängelt, dass in den Moscheen keine Jugendarbeit gemacht wird, das wäre dringend nötig. In dieser Richtung gibt es tatsächlich noch kein Angebot?

Ja natürlich gibt es auf diesem Gebiet einen Mangel festzustellen und doch – die Muslime bemühen sich ständig, diesbezügliche Angebote zu entwickeln und umzusetzen – doch es mangelt den Muslimen einfach an jenen Ressourcen, welchen staatlichen oder kirchlichen Organisationen und Institutionen zu Verfügung stehen, um professionelle Jugendarbeit durchzuführen.

–       Wenn nicht, wurde in Sachen Jugendarbeit schon etwas angedacht?

 

–       Wenn ja, was konkret?

Hierbei sind vor allem die Bemühungen und Veranstaltungen der Jugendlichen selbst zu erwähnen, die natürlich ihre eigene Zukunft gerne positiv selbst gestalten möchten. Ich nenne nur beispielhaft die Veranstaltungen studentischer Organisationen wie den Freitagsclub, die MSAZ oder die der Ummah. Auch muslimische Dachverbände wie die VIOZ oder VAM und selbst einzelne Moscheevereine bemühen sich z.B. mit Lagern für Jugendliche oder Familien in dieser Hinsicht aktiv zu werden. Doch – ich wiederhole mich – es fehlt ganz einfach an den Ressourcen, um hier wirklich zeitgemäß agieren zu können.

– Bezüglich fehlender Ressourcen würde ich sie dann gerne noch fragen, was ihre Ideal-Vorstellungen sind, um zu mehr Ressourcen zu gelangen.

Dafür gibt es verschiedene Ansätze.

  • Die öffentlich rechtliche Anerkennung muslimischer Gemeinschaften,
  • die finanzielle Unterstützung für diesbezügliche muslimische Projekte
  • oder ganz allgemein – und dies ist meine persönliche Präferenz – die offene und finanziell gesicherte KOOPERATION also ZUSAMMENARBEIT entsprechender Fachstellen mit kompetenten Vertretern aus der muslimischen Gesellschaft.

Für meinen Beitrag über Jugendliche, die in den Dschihad reisen, spreche ich auch noch mit verschiedenen anderen Personen: Zum Beispiel mit 2 Fachstellen, die sich mit radikalisierten Jugendlichen befassen und mit einer Professorin, die in diesem Gebiet Forschungen betreibt. Gerne würde ich dazu auch die Sicht der VIOZ darstellen.

Über einen Anruf würde ich mich sehr freuen. Wie gesagt, sind wir beim Radio auf Töne angewiesen. Ich würde ihnen die Fragen deshalb gerne am Telefon stellen und das Gespräch aufzeichnen, so dass ich ein Statement von ihnen verwenden kann.

Freundliche Grüsse
F.K.

 ERSTE, URSPRÜNGLICHE VERSION

–       Wie steht die Vioz zum Dschihad, z.B. in Syrien im Allgemeinen?

Da der Begriff Dschihad stets in seiner umfänglichen Bedeutung missverständlich gebraucht wird, ist es wohl im Namen der VIOZ erforderlich, eine erneute Klarstellung in der Öffentlichkeit zu kommunizieren. In erster Linie bezeichnet dieser Fachausdruck die Bemühung der Menschen ihre eigene Triebseele zu beherrschen – umgangssprachlich gesagt, den „inneren Schweinehund“ unter Kontrolle zu bringen.

In zweiter Linie bezeichnet dieser Begriff eine kriegerische Auseinandersetzung eines legitimen islamischen Staatswesens im Falle eines Angriffs. Die VIOZ stellt erneut unmissverständlich klar, dass sie sogenannte dschihadistische Ideologie ganz allgemein und im Zusammenhang mit den Vorgängen in Syrien oder sonst wo auf der Welt grundsätzlich ablehnt. Im Übrigen ist der Begriff im zeitgemäßen globalen politischen Kontext unter den muslimischen Gelehrten in Bezug auf die Gültigkeit seiner Umsetzung höchst umstritten.

–       Offenbar sollen Jugendliche gezielt für den Dschihad angeworben werden, zum Teil soll diese Anwerbung auch in Moscheen stattfinden: Ist Ihnen dieses Problem bekannt?

Junge Menschen für kriegerische Auseinandersetzungen anzuwerben ist ein Unternehmen, welches durchaus auch mit Unterstützung jeweiliger Regierungen auf dem Universitätscampus oder über die Medien passiert – Stichwort „Vietnamkrieg“ nach amerikanischem Vorbild. Eine Moschee ist nicht nur ein Ort religiöser Erbauung, sondern auch sozialer Treffpunkt an welchem über alles, sozusagen über Gott und die Welt gesprochen wird. Dass gezielte Anwerbungen in Zürcher Moscheen stattfinden, ist völlig auszuschließen. Dass auch in Moscheen, wie an sonst jedem anderen beliebigen Ort Kontakte mit höchst unterschiedlichen Motivationen geknüpft werden können, (kann, darf und) sollte von keiner vernünftigen Person negiert werden.

–       Die Moscheen sagen stets, sie wüssten nichts davon oder sie geben gar keine Auskunft, Imame oder andere Verantwortliche sind nicht erreichbar: Verschliessen sie da zu fest die Augen, bräuchte es ein Umdenken?

Es scheint wirklich so zu sein, dass die Medien über die aktuellen Vorfälle in der Schweiz früher und besser informiert sind, als die Muslime selbst. Eigentlich kein Wunder, da die Haltung der Imame, der Moscheevereine und der VIOZ klar ist. Daher werden Personen, welche sich als Rekrutierer für ausländische Kriegs- oder terroristische Handlungen betätigen möchten, nicht augenfällig agieren.

Ein Umdenken muss tatsächlich stattfinden. Und zwar in der ganzen Gesellschaft – es geht also vielmehr um das ÖFFNEN der Augen jener Tatsache gegenüber, dass nicht die Muslime oder deren Moscheen die erste Ursache für höchst schädliche Entwicklungen und in das Zentrum der Beachtung medialer und somit gesellschaftlicher Verdächtigung und Verursachung gerückt werden. Die Thesen von Jürgen Todenhöfer dürfen in diesem Zusammenhang studiert werden!

–       Von Fachstellen wird bemängelt, dass in den Moscheen keine Jugendarbeit gemacht wird, das wäre dringend nötig. In dieser Richtung gibt es tatsächlich noch kein Angebot?

Doch, doch – die Muslime bemühen sich ständig, diesbezügliche Angebote zu entwickeln und umzusetzen – doch es fehlen den Muslimen einfach jene Ressourcen, welchen staatlichen oder kirchlichen Organisationen und Institutionen zu Verfügung stehen, um professionelle Jugendarbeit durchzuführen.

–       Wenn nicht, wurde in Sachen Jugendarbeit schon etwas angedacht?

–       Wenn ja, was konkret?

Hierbei sind vor allem die Bemühungen und Veranstaltungen der Jugendlichen selbst zu erwähnen, die natürlich ihre eigene Zukunft gerne positiv selbst gestalten möchten. Ich nenne nur beispielhaft die Veranstaltungen studentischer Organisationen wie den Freitagsclub, die MSAZ oder Ummah. Auch muslimische Dachverbände wie die VIOZ oder VAM und selbst einzelne Moscheevereine bemühen sich z.B. mit Lagern für Jugendliche oder Familien in dieser Hinsicht aktiv zu werden. Doch – ich wiederhole mich – es fehlt ganz einfach an den Ressourcen um hier wirklich zeitgemäß agieren zu können.

Gesellschaft Schweiz – Islamische Welt – GSIW Newsletter

GSIW100

GSIW NEWSLETTER 86 – Februar 2014 erschienen

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Imam al-Ghazâlî, sein Leben, sein Wirken, sein Weg

Imam al-Ghazâlî

von Muhammad HANEL vorgestellt für den FREITAGSCLUB am 4.10.2013
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Abû-Hâmid Muhammad ibn-Muhammad al- Ghazâlî zählt wohl zu jenen Persönlichkeiten, die sowohl in der islamischen als auch in der westlichen Welt außergewöhnlich bekannt sind und wohl auch bewundert – doch eben auch mit bemerkenswerter Skepsis betrachtet werden.
Vielleicht deshalb, weil seine Persönlichkeit in keine der beliebten „boxes“, Schablonen und Kategorien passen mag?
Ich spreche von jenen Kategorien – ohne welche allerdings manch beengter Geist nicht auszukommen vermeint und vermag – von jenen Kategorien, die vom größten Geschenk, welches vom Schöpfer allen Seins dem Menschen verliehen wurde – in jedem Falle willkürlicher Beschränkung gesprengt werden müssen!

Sie möchten wissen, von welchem Geschenk ich spreche? Es ist die Weite und Freiheit menschlichen Geistes!

Und so wird bis heute zwar hochgelehrt gestritten, ob der Imam wohl eher ein Theologe, ein Jurist, ein Philosoph, ein Politiktheoretiker oder ein Mystiker, ein Sufi oder gar ein vom rechten Weg abgekommener  war, der schließlich und letztlich als quasi verlorener Sohn wieder Heim zu den Salaf zurückkehrte.[1]

Und da dieser Vortrag vom Freitagsklub veranstaltet wird, soll hier ganz bewusst und stets die Frage nach dem Bezug zur heutigen Zeit gestellt und manche Antwort darauf gegeben werden, isA.
So darf an dieser Stelle, gleich zu Beginn darauf verwiesen werden, dass es zeitlose Wahrheit ist, dass eine gute Antwort oft an eine gut gestellte Frage gebunden ist und daher darf gleich gefragt werden:

Ist es denn so unmöglich, so schwer zu denken, dass Abû-Hâmid Muhammad ibn-Muhammad al- Ghazâlî sowohl ein glaubenstreuer Muslim war, der Islam, Imaan und Ihsan in lebenslanger Bemühung in Einklang miteinander brachte und darüber hinaus auch als wahrer Philosoph, ernsthafter Theoretiker und ergebener Mystiker zu bezeichnen wäre? Warum erfreut das trennende entweder oder sich so viel größerer Beliebtheit, als das versöhnend einende sowohl als auch? Eine Frage, die in jeder Epoche menschlicher Entwicklung zwar immer und immer wieder gestellt wird, doch noch viel öfter in totalitärem, eindimensionalem Richtungsdiktat und  Gehabe unterdrückt und eine ordentliche Antwort verweigert wurde.

Ghazali1

 

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AUFSÄTZE, REDEN, GEDANKEN

Eine besondere Freude ist es mir, dass es uns hier in der Schweiz gelungen ist – über die Veröffentlichung im GSIW Newsletter – eine wirklich beträchtliche Anzahl von Aufsätzen zusammenzustellen, welche islamrelevante Themen bearbeiten. Verhehlen möchte ich nicht, dass die meisten Beiträge von GSIW Mitgliedern verfasst wurden.
Doch auch kommen Präsidenten, Muftis, Religionsgelehrte und Nationalräte zu Wort.

Die fleissigsten Schreiber – Allah möge sie belohnen – sind:
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Der FREITAGSCLUB
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M. HANEL

Die Themen:

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